»Wer schnell etwas machen will, trifft auf meinen Argwohn«
Chemie-Nobelpreisträger Paul J. Crutzen über Geo-Engineering als Notbremse bei der Klimaerwärmung
2006 produzierte Paul J. Crutzen Science Fiction im buchstäblichen Sinn. Der niederländische Wissenschaftler schlug vor, Sulfatpartikel in die Stratosphäre zu befördern, um die Sonneneinstrahlung auf die Erde zu dämpfen und so die Temperatur um 0,5 Grad Celsius zu senken. Seitdem wird verstärkt Maßnahmen des »Geo-Engineerings« diskutiert – dabei geht es um Strategien, die Erderwärmung durch technische Innovationen einzuschränken oder aufzuhalten. Kürzlich hielt Crutzen den Eröffnungsvortrag auf einem Symposium über die »Grenzen menschlichen Eingreifens in die Natur« in Hamburg. Folke Havekost sprach mit ihm.
ND: Mit Ihrem Artikel »Albedo enhancement by stratospheric sulfur injections: A contribution to resolve a policy dilemma?« haben Sie im August 2006 in der Fachzeitschrift »Climatic Change« die Diskussion um das sogenannte Geo-Engineering angeschoben. Wie beurteilen Sie heute, fünf Jahre danach, die Möglichkeiten, aber auch die Notwendigkeit solcher Strategien?
Crutzen: Was mich erstaunt ist, wie viele Aktivitäten inzwischen zustande gekommen sind. Ich hatte diese Technik eigentlich als Notbremse gesehen, als letzten Fluchtweg sozusagen. Für mich war das eine Kuriosität, die vielleicht interessant für die Presse sein mochte. Aber ich dachte nicht, dass darüber hinaus etwas passieren wird. Jetzt sehe ich, dass in vielen Ländern Forschung betrieben wird und Rapporte geschrieben werden.
Könnte Geo-Engineering denn in größter Not tatsächlich ein »letzter Fluchtweg« sein?
Ich glaube, im Notfall kann man wirklich an so etwas denken. Aber ...
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