Ehrenbürger ging über Leichen

Der Industrielle Carl Duisberg soll nicht öffentlich geehrt werden, fordern Kritiker

Zum morgigen 150. Geburtstag Carl Duisbergs fordern Kritiker und Historiker: Schulen und Straßen, die seinen Namen tragen, sollen umbenannt, die Leverkusener Ehrenbürgerschaft soll dem langjährigen Bayer-Generaldirektor und IG-Farben-Aufsichtsratschef aberkannt werden. Denn Duisberg sei für Zwangsarbeit und Giftgaseinsätze verantwortlich – und habe eng mit den Nazis kooperiert.

Dass Carl Duisberg (1861-1935) der wohl erste große Heroin-Dealer der Geschichte war – die Leverkusener Bayer-Werke stellten das »Wundermittel« Ende des 19. Jahrhunderts her und vertrieben es trotz des bekannten Suchtpotenzials –, läuft unter ferner liefen, wenn Kritiker auflisten, warum keine öffentlichen Einrichtungen nach dem »verbrecherischen Genie« benannt sein sollten.

Giftgaseinsatz und Zwangsarbeit

»Carl Duisberg ging für Profite buchstäblich über Leichen«, resümiert der Journalist Jan Pehrke, Vorstand der konzernkritischen Coordination gegen Bayer-Gefahren. Duisberg trage Verantwortung für den Einsatz von Giftgas und die Ausbeutung von Zwangsarbeitern bereits im Ersten Weltkrieg und habe später eng mit den Nazis kooperiert. »Das Reichsamt des Inneren griff 1916 einen Vorschlag Duisbergs und ließ 60 000 Menschen aus dem, so Duisberg, ›großen Menschenbassin Belgien‹ zur Zwangsarbeit deportieren«, erinnert Pehrke. Die »Frankf...


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