Nichts für Bewegungsmuffel

Das Sportmuseum in Marzahn bietet 5000 Exponate – und eine Liste mit Möglichkeiten zur Betätigung

  • Antonia Lange, dpa
  • Lesedauer: 3 Min.

Was hat ein Fußball der deutschen Nationalelf mit dem Gelben Trikot des Tour-de-France-Siegers Jan Ullrich gemeinsam? Im Sportmuseum im Stadtteil Marzahn sind beide nur wenige Schritte voneinander entfernt. In der Ausstellung im »Haus des Sports« werden geschichtsträchtige Erinnerungsstücke deutscher Sportgeschichte präsentiert – ehrenamtlich und bei freiem Eintritt. Wer schon immer mal auf dem Rennrad eines Weltmeisters Platz nehmen oder eine Fechtwaffe aus den späten 1960er Jahren schwingen wollte, ist hier richtig.

»Es gibt Besucher, die kommen hierher und lesen den ganzen Tag nur das Sportecho«, erzählt Geschäftsführer Wolfgang Turowski schmunzelnd. Sämtliche Ausgaben der Sportzeitung von 1951 bis zum Ende der DDR hat das Sportmuseum archiviert. Wer will, kann hier ganze Tage verbringen. 5000 Ausstellungsstücke haben die Betreiber mittlerweile zusammengetragen – vom Radsport über Eislaufen bis hin zum Fußball.

»Fast alles sind Geschenke oder Leihgaben von Sportlern und Funktionären«, sagt Turowski. Neben Fußbällen der deutschen Nationalmannschaft findet sich hier auch das Rennrad von Radsport-Weltmeister Bill Huck.

Bewegungsmuffel seien hier im Grunde falsch, meint Turowski. Und wenn doch welche kommen, würden sie schnell bekehrt: »Die meisten Menschen neigen ja dazu zu sagen: Dafür habe ich keine Zeit«, sagt der 60-Jährige. »Wir wollen durch dieses Museum Leute an den Sport heranführen.« Wer möchte, bekommt zum Abschied eine Liste mit Sportmöglichkeiten in der Umgebung – oder kann sich direkt bei einem der acht Sportvereine auf dem Gelände anmelden. Das Museum ist Teil eines ganzen Komplexes rund um das Thema Bewegung und Fitness. Von Boxen über Karate bis hin zu Fußball sind verschiedene Vereine auf dem Gelände ansässig.

»Der Trend geht allerdings zum individuellen Sport«, sagt der Geschäftsführer. »Die Leute wollen sich nicht mehr festlegen, sondern Sport dann machen, wann sie es wollen.« Individualsportarten wie Yoga oder Walking hätten es bislang jedoch noch nicht in die Ausstellung geschafft. Der Grund: Sie seien noch vergleichsweise neu, dementsprechend gebe es kaum Exponate.

»Mir gefällt besonders, dass das Museum nicht nur auf eine Sportart begrenzt ist, sondern dass es ein sporthistorischer Rückblick ist«, sagt Besucher Lothar Hinze. »Es sind alles Sachen, die einen immer wieder in Erinnerungen schwelgen lassen.« Der 70-Jährige ist mit dem Fahrrad zum Museum gekommen. Vom Sport überzeugen müssen ihn die Betreiber nicht mehr. Hinze stolperte eher durch Zufall in die Ausstellung im Haus des Sports. »Eigentlich wollte ich mich hier für ein Kegelzentrum anmelden.«

Haus des Sports (Sportmuseum), Bezirkssportbund Marzahn-Hellersdorf e. V.12685 Berlin, Eisenacher Str.121, Geschäftszeiten: Montag bis Freitag von 9 bis 18 Uhr, Telefon: 56 49 70 32, E-Mail: bsb-mahe@web.de

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.