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Proteste bei kirchlichen Unternehmen

Diakoniebeschäftigte demonstrierten für Streikrecht und Tarifverträge

  • Lesedauer: 2 Min.
Einem Aufruf der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di zu Protesten bei diakonischen Einrichtungen folgten hunderte Beschäftigte in mehreren Bundesländern. Die Gewerkschaft hat den Kampf ums Streikrecht und um den Abschluss von Tarifverträgen aufgenommen. Die Arbeitgeber weisen die Forderung als »überflüssig« zurück. Die Gewerkschaft kritisiert dagegen, dass Gehälter abgesenkt werden sollen.

Berlin (epd/ND). Mehrere hundert Diakoniebeschäftigte haben am Mittwoch in Niedersachsen, Bremen und Nordrhein-Westfalen mit Warnstreiks und »aktiven Mittagspausen« für bessere Arbeitsbedingungen demonstriert. »Die Entgelte und Bedingungen müssen künftig auf dem Wege von Tarifverträgen verhandelt werden«, verlangte Brigitte Horn von der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di, die zu den Protesten aufgerufen hatte. Das bisherige System des »Dritten Wegs« sei gescheitert. Bei dem kirchlichen Sonderweg handeln Arbeitnehmer und Arbeitgeber die Entgelte für die Beschäftigten in einer paritätisch besetzten Kommission aus.

Der Direktor des evangelischen Wohlfahrtsverbandes in Niedersachsen, Christoph Künkel, wies die Forderung zurück: »Wir erachten sie als überflüssig, da wir mit dem Verfahren, das wir haben, die besseren Ergebnisse erzielen.« In anderen Verbänden lägen die Entgelte bis zu 20 Prozent unter denen der Diakonie. Das zeige, dass der »Dritte Weg« auch für die Mitarbeiter mehr bringe als Tarifverträge.

In Bremen haben Beschäftigte des diakonischen Krankenhauses »DIAKO« für einen Tarifvertrag und für das Streikrecht demonstriert. Daran hätten sich etwa 150 Mitarbeitende beteiligt, sagte ver.di-Sekretär Uwe Schmid dem epd. Auch in Freudenberg im Siegerland, in Osnabrück, Bückeburg, Hann. Münden, Neuerkerode bei Braunschweig und Lilienthal bei Bremen kam es laut ver.di zu Protesten.

Die Gewerkschaft kritisierte besonders ein fehlendes Streikrecht in der Diakonie und nicht existente Tarifverträge. »Die Kirche scheut Tarifverhandlungen und Streiks wie der Teufel das Weihwasser«, erklärte ver.di. Doch allgemein würden Wirtschafts- und Arbeitsbedingungen in Deutschland durch Arbeitgeberverbände und Gewerkschaften gestaltet: »Das Mittel dazu sind Tarifverträge.« Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) wolle ihren Sonderstatus ausnutzen und sich mit dem sogenannten »Dritten Weg« und dem Verbot von Streiks einen Wettbewerbsvorteil für diakonische Dienstleistungen verschaffen.

Die niedersächsische Gewerkschaftssekretärin Brigitte Horn sagte, der »Dritte Weg« baue auf den Konsens zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern. »Aufgrund der Interessengegensätze ist dieser Konsens aber nicht mehr herstellbar.« Die Arbeitgeber hätten den Mitarbeitern zuletzt eine »Mogelpackung« präsentiert. Gehälter sollten abgesenkt werden. Damit würden die Kollegen von der Einkommensentwicklung abgekoppelt.

Diakoniedirektor Künkel dagegen verwies darauf, dass sich weniger als ein Zehntel der diakonischen Mitarbeiter an den Protesten beteiligt habe. »Offenbar hält eine weit überwiegende Mehrheit der Beschäftigten diese Form der Auseinandersetzung nicht für angemessen.«

Foto: epd/Jörg Stipke

ND-Montage: Wolfgang Frotscher

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