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Arbeitslosenquote wieder einstellig
September-Wert sank um 0,4 auf 9,9 Prozent / Freie Stellen im Einzelhandel
»Die Arbeitslosigkeit hat erneut die symbolische Marke von zehn Prozent unterschritten«, reagiert der Landtagsabgeordnete Andreas Bernig (LINKE) auf die aktuellen Zahlen der Arbeitsagentur für das Land Brandenburg. »Diese Tendenz ist erfreulich.« Doch andere, negative Erscheinungen dürfen nicht verdrängt werden, meint Bernig. Er verweist darauf, dass sich unter den 132 762 registrierten Erwerbslosen 96 824 Hartz-IV-Empfänger befinden. Das sind fast 73 Prozent. »Dieser sehr hohe Anteil sowie die gegenüber dem Vorjahr gestiegene Anzahl älterer Arbeitsloser sind sehr kritische Entwicklungen.«
»Es bleibt dabei, dass wir für Gruppe älterer Langzeitarbeitsloser besondere Anstrengungen unternehmen müssen.«, betont Bernig. Dazu sei Rot-Rot auch unverändert willens, insbesondere mit dem Beschäftigungsprogramm »Arbeit für Brandenburg«. Es wäre gut, wenn die Bundesregierung helfen würde. »Von ihr werden Langzeitarbeitslose leider immer weiter abgehängt.«
Die Bundesregierung müsse die geplanten drastischen Kürzungen dringend noch einmal überdenken, findet der SPD-Landtagsabgeordnete Detlef Baer. Allein in Brandenburg würden sich die Einschnitte nur für die Langzeitarbeitslosen in den Jahren 2012 bis 2015 auf mehr als 900 Millionen Euro belaufen, rechnete er vor. Insgesamt wären es 1,5 Milliarden Euro. »Gute Arbeitsmarktpolitik setzt auf Bildung, Ausbildung, Qualifizierung und öffentlich geförderte Beschäftigung. Dazu muss sich auch die Bundesregierung durch Taten bekennen«, betont Baer. Dass die Arbeitslosenquote unter zehn Prozent sank, sei ein »gutes Signal«. Besonders erfreulich sei, dass von der positiven Entwicklung alle Personengruppen profitieren. Doch dürfe man in den Anstrengungen nicht nachlassen.
Die Erwerbslosenquote ist im September um 0,4 auf 9,9 Prozent gesunken. Das sind 0,1 Prozent weniger als vor einem Jahr. Seit 1991 ist die Arbeitslosenquote in Brandenburg nicht mehr so niedrig gewesen. Es sind jetzt 132 762 Einwohner arbeitslos gemeldet – 5254 weniger als im August und 1359 weniger als vor einem Jahr. Die Zahl der 15- bis 25-Jährigen sankt gegenüber August um 1475 auf 12 913. Im Vergleich zum Vorjahr sank die Zahl um 2211. Die Zahl der 50- bis 65 Jahre alten Arbeitslosen sank – gemessen am Vormonat – um 1297 auf 48 244. Sie stieg aber im Vergleich zum Vorjahr um 2276. »Die Chancen für Arbeitslose sind auch weiterhin gut«, meint Margit Haupt-Koopmann, Regionaldirektionschefin der Agentur für Arbeit. Seit Jahresbeginn seien fast 45 000 neue Jobs gemeldet worden. Möglichkeiten gebe es vor allem im Einzelhandel und im Transportgewerbe, aber auch in der Altenpflege und in der Zeitarbeitsbranche.
FDP-Fraktionschef Andreas Büttner führte die sinkende Arbeitslosigkeit auf die Konjunktur und den demografischen Wandel zurück. Die schwarz-gelbe Bundesregierung werde dazu beitragen, dass die Erwerbslosenquote in Brandenburg dauerhaft unter zehn Prozent etabliert, versicherte er.
»Ich bin sehr froh, dass viele Menschen wieder in Arbeit kommen. Das ist auch immer ein großes persönliches Glück«, erklärt Sozialminister Günter Baaske (SPD). Er fügt allerdings hinzu, es müsse bewusst sein: »Im Laufe des Winters wird wieder die zehn vor dem Komma stehen.« Man habe eine »verfestigte Langzeitarbeitslosigkeit« und dürfe nicht nachlassen, sie zu bekämpfen.
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