Katzen-AIDS?

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Zeichnung: Chow Ming
Zeichnung: Chow Ming

Immunschwäche (auch »Felines erworbenes Immundefizienzsyndrom«) ist eine häufige virale Infektionskrankheit von Katzen. Von den weltweit 400 Millionen Katzen sind immerhin 44 Millionen (11 Prozent) infiziert. Vor allem betrifft es die streunenden Tiere. Der Erreger ist das Feline Immundefizienz-Virus (FIV) aus der Familie der Retroviren. Das Virus schwächt (wie HIV bei uns) gemeinerweise das Immunsystem und löst Folgeerkrankungen aus, die fast immer zum Tod führen. Es ähnelt somit dem Auslöser von AIDS beim Menschen, ist aber für diesen ungefährlich.

Treue Biolumne-Leser kennen bereits verschiedene Leucht-Organismen. Neben leuchtenden Fischen, Mäusen und Schweinen sind es vor allem Katzen (siehe auch Biolumne vom 13. 12. 2008). Auf der neuen Website www.biolumne.de können übrigens seit Juli einige Biolumnen mit Ming-Cartoons nachgelesen werden.

All diesen Leuchttieren übertrug man das Gen des Grünen Fluoreszenzproteins (GFP) aus einer Leuchtqualle. Das GFP wurde 2008 geradezu mit Nobelpreisen eingedeckt: Osamu Shimomura, Martin Chalfie und Roger Y. Tsien wurden dafür in der Sparte Chemie geehrt.

GFP erlaubt die direkte Beobachtung von anderen Genen und Proteinen in Zellen. Das funktioniert so: GFP wird z. B. an das zu beobachtende Protein gekoppelt. Um zu sehen, was mit dem Ziel-Protein passiert, wird die Zelle, der Wurm oder eben die Katze einfach mit UV-Licht bestrahlt. So kann man verfolgen, wo das Protein zur Anwendung kommt, ob es seine Position in der Zelle verändert und möglicherweise über eine gewisse Zeitspanne abgebaut wird. Man kann GFP aber auch mit einem Virus koppeln und so den Infektionsweg aufklären.

GFP wird häufig als Marker für die Ausprägung der Wirksamkeit von Genen (Expression) verwendet. Oder man kann eben ganze Tiere - Fische, Mäuse, Schweine, Katzen, Fliegen, Frösche oder Kaninchen - zum Leuchten bringen. Der Künstler Eduardo Kac hat so ein Leucht-Kaninchen kreiert. GFP-Fische (GlowFish) gibt es bereits in Taiwan zu kaufen.

Der wissenschaftliche Gewinn: Man sieht nun, ob und wie die Gene zur Aktivität gebracht (exprimiert) werden. Wird ein beliebiges Gen mit dem Leucht-Gen gekoppelt, weiß man danach genau, ob das Gen vom Körper eingebaut wurde. Genial!

Nun brauchen Katzen wohl kaum wirklich leuchtende Mäuse und umgekehrt. Aber Leucht-Katzen können uns vielleicht bei der AIDS-Bekämpfung weiterbringen. Eric Poeschla von der Mayo-Klinik in Rochester (US-Bundesstaat Minnesota) ist dabei der führende Forscher.

Makaken, eine Affenart, produzieren ein Protein, das vor dem AIDS-Virus schützt. Das Team um Poeschla hat nun das entsprechende Schutzprotein-Gen in die Eizellen von Katzen eingebracht, zusammen mit dem GFP-Gen, um zu sehen, ob das Schutz-Gen tatsächlich funktioniert. Und es war erfolgreich: Die ersten getesteten Zellen der Leuchtkatzen waren resistent gegen das Virus. Wenn das Gen tatsächlich vor Katzen-AIDS schützen sollte, wäre das ein gutes Modell für den Menschen.

Übrigens fanden die Mäuse, mit denen ich im Traum letzte Nacht sprach, die Leuchtkatzen doch sehr praktisch: so würden sie rechtzeitig vor dem Mäusemörder gewarnt. Die Katzen wiederum hatten in jenem Traum übrigens auch nichts gegen leuchtende Nahrung.

Für das Liebesleben der Katzen wären die »erleuchteten« Genossen ebenfalls hilfreich: bedeutet es doch, dass die oder der »Angemauzte« echt geschützt ist ... Gib FIV keine Chance!

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