Mein Onkel, der Talib

Ein Aufständischer kehrt aus dem Gefängnis in sein Dorf zurück und wird freundlich empfangen

  • Khalil Jawad, Dschalalabad
  • Lesedauer: ca. 4.5 Min.

Onkel Hamidullah war unter den Taliban bei der Religionspolizei, später kämpfte er gegen die »Internationalen« und wurde verhaftet. Seit einiger Zeit ist er wieder zu Hause.

Vor einigen Wochen stieg ich gemeinsam mit Dutzenden Männern und Frauen zu einem kleinen Lehmhaus auf dem Hügel empor, um meinen Onkel Hamidullah Qari willkommen zu heißen. Die Frauen wedelten mit Geldscheinen um seinen Kopf und steckten sie dann seiner Mutter zu. Anlass des Spektakels war Hamidullahs Entlassung aus der Haft. Ein Jahr lang hatte er im berüchtigten Kabuler Gefängnis Pul-e Charkhi verbracht. Die Anklage lautete: Verbindungen zu den Taliban. Hamidullah ist der Cousin meines Vaters, also mein Onkel zweiten Grades.

Als ich ihn vor vier Tagen noch einmal besuchte, war er gerade dabei, seinen Acker zu bewässern. Wie er zwischen seinem Vater und seinem Bruder auf dem Feld stand, schien es fast, als hätte er sein Leben lang nichts anderes getan. Früher hat Hamidullah auch unser Land bewirtschaftet und uns als Pacht einen Teil der Ernte zukommen lassen. Doch seit seiner Verhaftung lag das Feld brach.

Mein Onkel Hamidull...


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