Dieser Krieg ist eine Katastrophe
Wolfgang Gehrcke über die Lage und Perspektiven am Hindukusch
Am 7. Oktober 2001 begannen US-amerikanische Verbände die Invasion in Afghanistan. Die Bilanz nach zehn Kriegsjahren mit deutscher Beteiligung – die Bundeswehr stellt am Hindukusch das drittgrößte Truppenkontingent – ist verheerend, für die Menschen in Afghanistan wie für die Stabilität in der Region. Der Afghanistan-Krieg hat Deutschland nach Berechnungen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) in den vergangenen zehn Jahren 17 Milliarden Euro gekostet. Das ist drei Mal so viel wie die von der Bundesregierung offiziell veranschlagten 5,5 Milliarden Euro.
ND: Die Militäreinsätze von USA und NATO sollten Afghanistan angeblich »Frieden und Stabilität« bringen. Zehn Jahre nach Kriegsbeginn hat die UNO jedoch gerade erklärt, dass sich die Zahl der zivilen Opfer gegenüber dem Vorjahr erhöht und die Sicherheitslage im Lande weiter verschlechtert hätten.
Gehrcke: Es ist eine völlig gescheiterte Mission, wenn man auch nur einen Moment geglaubt hat, dass die genannten Ziele - Menschenrechte in Afghanistan zu etablieren und den Terrorismus zu besiegen - ernsthaft angestrebt wurden. Aus meiner Sicht ging es von Anfang darum, mit dem Zugriff auf Afghanistan die Vorherrschaft im zentralasiatischen Raum zu erreichen. Das hat sehr viele Menschen das Leben gekostet, die Opferzahlen schwanken zwischen 30 000 und 100 000. Dieser Krieg ist eine einzige Katastrophe, und die deutsche Teilhabe moralisch schändlich und politisch abzulehnen.
Auch weil die sogenannte Schutztruppe ISAF zuerst und vor allem ein...
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