Nahöstlicher Menschentausch
Für israelischen Soldaten Schalit Freilassung von 1000 Palästinensern
Er ist der bekannteste Soldat Israels: Seit mehr als 1900 Tagen wird Gilad Schalit im Gaza-Streifen gefangen gehalten. Seine Entführung im Juni 2006 lieferte eine Begründung für den Gaza-Einmarsch tags darauf. Sein Konterfei wurde zum Symbol der Solidarität vieler Israelis mit den Soldaten des Landes. Nun wird er auf Vermittlung der ägyptischen Regierung frei kommen, im Austausch gegen mehr als 1000 palästinensische Gefangene in israelischen Gefängnissen.
Am Dienstag stimmte Israels Kabinett der Vereinbarung mit nur drei Enthaltungen zu. »Es ist der beste Deal, den wir bekommen konnten«, sagte Joram Cohen, Chef des für den Gaza-Streifen zuständigen Inlandsgeheimdienstes Schin Beth. »200 Terroristen mehr dort tun uns nicht weh.«
Das Abkommen sieht zwei Phasen vor: In einem ersten Schritt wird Schalit voraussichtlich in einer Woche gegen 479 Gefangene ausgetauscht werden. 279 davon verbüßen lebenslange Haftstrafen für Gewaltakte gegen Israelis. In der zweiten Phase, die für Mitte Dezember vorgesehen ist, werden 550 weitere, von Israel ausgewählte Gefangene frei gelassen. Die Details der Übereinkunft sind ausgesprochen komplex: Viele der Gefangenen aus dem Westjordanland sollen für eine Dauer von 10 bis 25 Jahren nicht in ihre Heimat zurückkehren dürfen. Ein Teil davon wird ins Ausland, ein anderer Teil nach Gaza ausgewiesen.
Die Verhandlungen hatten bereits kurz nach dem Libanon-Krieg 2006 unter Vermittlung des deutschen Bundesnachrichtendienstes begonnen, waren aber immer wieder ins Stocken geraten, weil sich beide Seiten weder auf eine Gefangenenliste noch auf Sicherheitsgarantien einigen konnten.
Dass der Austausch nun zustande kommt, liege vor allem daran, dass beide Seiten sich flexibler gezeigt hätten, sagt ein Sprecher der ägyptischen Regierung. Beobachter führen dies auf eine veränderte politische Lage zurück: »Ministerpräsident Benjamin Netanjahus Regierung droht jederzeit der Zusammenbruch; die Hamas ist durch ihre Ablehnung des palästinensischen UNO-Antrags bei den eigenen Leuten isoliert«, kommentierte Israels Militärradio am Mittwoch. »Beide brauchen einen vorzeigbaren Erfolg.«
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