Das sehr langsame Leben

Christoph Marthaler 60

  • Hans-Dieter Schütt
  • Lesedauer: ca. 2.5 Min.

Ein Foto aus Tschechows »Drei Schwestern« an der Berliner Volksbühne, Ende der neunziger Jahre. Menschen starren, warten, einer hat sich in die Mitte des Raumes verirrt, eine Treppe dreht sich um sich selbst. Zwischen den Leuten viel Luft, und ebenfalls Luft ist einer dem anderen; das Durchsichtige ist auch das Aufgelöste, Körpervernichtende; aufeinander zugehen gleicht einer Weltallexpedition ...

Einsamkeit ist nicht das Problem. Das Problem entsteht, wenn man sich ihrer bewusst wird. Es bleibt ein Unterschied, ob einer nur verloren lebt oder aber sich auch noch so fühlt. In Christoph Marthalers Theater - einer grandiosen ästhetischen Erfindung, die zu einmalig ist, um eine Schule begründen zu können - treffen die Winzigkeitsgeschlagenen fortwährend auf die Winzigkeitsgeadelten: Die einen wollen hinein in die brausende Welt und können nicht - bis sie nicht mehr können. Die anderen sind beglückt Herausgeschleuderte, die nichts mehr ...


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