Jugendgewalt nimmt laut Studie ab

Institut veröffentlicht Ergebnisse einer Umfrage unter Schülerinnen und Schülern

  • Sarah Liebigt
  • Lesedauer: 2 Min.

17,9 Prozent der Jugendlichen sagen, sie seien innerhalb des letzten Jahres beraubt, erpresst oder geschlagen worden. Im Bundesdurchschnitt waren es 16,8 Prozent. 12,8 Prozent wurden im letzten Jahr Opfer von Körperverletzung. Etwa jeder sechste Berliner Jugendliche ist in den letzten zwölf Monaten Opfer von Kriminalität geworden. Zu diesen Ergebnissen kommt das Kriminologische Institut Niedersachsen (KFN) nach einer Befragung unter rund 3000 Berliner Schülerinnen und Schülern der 9. Klasse. Das Institut hatte am Mittwoch zur Veröffentlichung der Studie »Jugendliche als Opfer und Täter von Gewalt in Berlin« geladen.

Entgegen der bundesweiten Wahrnehmung, in Berlin »eskaliere« die Gewalt, habe die Stadt keine auffallend höhere Kriminalitätsrate als beispielsweise andere Großstädte, sagte KFN-Direktor Christian Pfeiffer. »Es gibt positive Befunde und nicht primär Kritisches und Negatives zu berichten.« Zudem gebe es wie in ganz Deutschland eine positive Entwicklung der offiziellen Kriminalstatistik, so Pfeiffer. Für die Studie gaben 19 Prozent der befragten Jugendlichen in Berlin an, schon einmal eine Gewalttat verübt zu haben. Im Bundesdurchschnitt waren es 21 Prozent.

Allerdings geschehen in Berlin mehr Angriffe in der U- oder S-Bahn als sonst in Deutschland. Weitere Auffälligkeiten im Vergleich mit dem Bundesdurchschnitt sieht Pfeiffer weiterhin im hohen Cannabiskonsum von Jugendlichen sowie in der Nutzung von Computerspielen. Er forderte am Mittwoch beispielsweise, die Alt-68er sollten ihre lockere Einstellung gegenüber derartigen Drogen aufgeben und keine »Haschisch-Partys« gutheißen.

Pfeiffers Co-Autor Dirk Baier kam in der Präsentation auch auf die hohen Zahlen unter Jugendlichen mit Migrationshintergrund zu sprechen. Schüler aus Einwanderer-Familien würden demnach häufiger gewalttätig. Besonders Jugendliche, deren Eltern aus der ehemaligen Sowjetunion oder aus der Türkei stammen, weisen laut Studie deutlich höhere Gewalt- und Kriminalitätsquoten als der Durchschnitt auf. Pfeiffer sieht hier einen besonderen Zusammenhang mit einem im Islam verbreiteten, veralteten »Macho-Weltbild«. Baier folgert aus Zahlen, die die Religionszugehörigkeit betreffen, Christentum schütze dagegen vor Gewalt und Gewaltbereitschaft.

Kritik an der Studie gab es von mehreren Seiten. »Es ist für uns unbegreiflich, weshalb Herr Härtel einen Beschluss missachtet, dem er selbst zugestimmt hat« so Sanchita Basu, Vorstand im Migrationsrat Berlin-Brandenburg, an die Adresse des Jugendstaatssekretärs. In dem Beschluss brachte der Landesbeirat seine Sorge zum Ausdruck, dass die Befragung durch das KFN dazu geeignet sei, ethnisierende Zuschreibung zu verfestigen. Der Landeselternausschuss hatte bereits im Vorfeld die Verfahrensweise des KFN kritisiert. Die Verwertung dieser gewonnenen Meinungsbilder von Jugendlichen werde wissenschaftlich als hoch problematisch eingestuft, so der Vorsitzende Günter Peiritsch.

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