Matisse mit den Ohren betrachten

Blinde erobern sich die Welt der Kunst

In dem Verein »Blinde und Kunst« arbeiten Blinde und Sehende gemeinsam daran, die Kunst für Sehbehinderte zu erschließen – und die Welt der Dunkelheit für die Mehrheitsgesellschaft zum Erlebnis zu machen.

Auch Blinde wollen sich an Gemälden erfreuen und dem Reigen nachspüren, den die Frauen in »Der Tanz« von Henri Matisse aufführen. Sie wollen Farbe und Komposition wahrnehmen, eintauchen in das Gefühl, das der Maler mit seinem Werk weckt. Der Verein »Blinde und Kunst« macht das möglich. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, Kunst – in all ihren Formen – für Blinde und Sehbehinderte zugänglich zu machen. Und zudem die bildlose Welt der Blinden für Sehende zu erschließen.

Es ist eine Art Übersetzungsarbeit, die da geleistet werden muss. Gemälde, wie das von Matisse, werden entweder mit Worten beschrieben. »Aber das ist sehr kopflastig«, erläutert Siegfried Saerberg, 50, Gründungsmitglied des Vereins und selbst blind. Lieber ist es ihnen, sie »sinnlich und unmittelbar erfahrbar zu machen«. Mit Musik, zum Beispiel. In Zusammenarbeit mit einem sehenden Künstler hat der Verein Werke etwa von Salvador Dalí oder Franz Marc in Klanglandschafte...


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