Alte Schranken, neue Zwänge

60 Jahre nach Gründung der Akademie der Landwirtschaft trafen sich 150 Ost-Agrarwissenschaftler zur Bestandsaufnahme

  • Velten Schäfer
  • Lesedauer: ca. 3.0 Min.

Im Arbeiter- und Bauern-Staat wurde Agrarwissenschaft massiv gefördert. Heute stehen Agrarforscher oft unter Generalverdacht: Das Verhältnis von Agrarforschern und Gesellschaft ist nicht immer unproblematisch.

Vor der großen Scheune des Thünen-Gutes am Ortsrand von Tellow (Mecklenburg) grüßt die Geschichte der Landwirtschaft. Ein alter Lanz-Bulldog steht neben vielanderem Agrargerät aus der Zeit vor und nach der Erfindung der Zugmaschine. Wer aber vom einstigen Mustergut des Agrar-, Raum- und Wirtschaftswissenschaftlers Johann Heinrich von Thünen (1783-1850) in Richtung Südwesten blickt, sieht gleich, womit man heute Geld verdienen kann auf dem Lande: Über den Wipfeln eines Wäldchens dreht sich eine Batterie von Windrädern und in der Ecke der Scheune, in der es Naturprodukte, Kaffee und Bockwurst gibt, zählen Digitalziffern den Energie-»Tagesertrag« aus den Sonnenkollektoren auf dem Dach mit. Es ist Geldverdienen zum Zusehen an diesem Sonnentag: Alle paar Sekunden bewegt sich eine Dezimale.

In einer Volkswirtschaft, die sich zunehmend in den tertiären Sektor verschiebt, verlieren Landwirtschaft und Agrarwissenschaften zunehmend an Bedeut...


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