Regale voller Spenden

Soziales Kaufhaus in Lichtenberg soll Arbeitsplätze für Suchtkranke schaffen

  • Klaus Teßmann
  • Lesedauer: 3 Min.

Im Bezirk Lichtenberg gibt es wirklich genug Einkaufsmöglichkeiten. Doch dieses neue Kaufhaus in der Sewanstraße 186 ist etwas Besonderes: Heute um 12 Uhr wird das erste soziale Kaufhaus eröffnet. Damit werden nicht nur Einkaufsmöglichkeiten für Menschen geschaffen, denen es nicht so gut geht, sondern es entstehen auch neue Arbeitsmöglichkeiten für Lichtenberger, die auf dem Arbeitsmarkt kaum eine Chance haben. Bereits bei seiner Eröffnung sind im »Sewan-Kaufhaus« 35 Mitarbeiter beschäftigt. »Es sind alles Suchtkranke, die von ihrer Alkoholsucht wegkommen möchten«, erklärt Projektleiter Wolfgang Kuleßa. Das Kaufhaus ist ein weiteres Projekt der Stiftung SPI (Sozialpädagogisches Institut Berlin). Damit wird in Berlin eine außergewöhnliche Verkaufsstelle eingeweiht. Das Sewan-Kaufhaus wurde als soziale Einkaufsmöglichkeit für jedermann konzipiert. Dort wird auf 600 Quadratmetern ausschließlich Gespendetes angeboten, also Nützliches, Nötiges und Nostalgisches für Haushalt, Job, Freizeit oder Wohnen zu günstigen Preisen.

Die Mitarbeiter Jeannine Bunze und Wolfgang Kuleßa legen dabei großen Wert auf ein gut erhaltenes und qualitativ hochwertiges Warensortiment. »Die Stiftung SPI hat viele Betreuungsangebote im Bezirk, aber das wichtigste fehlte noch - eine regelmäßige Arbeit für die Suchtkranken«, erklärt Kuleßa. In der Anfangsphase sind es 35 Beschäftigte, es sollen einmal 50 Mitarbeiter werden. Sie sollen eine neue Chance bekommen, wieder einer sinnvollen und nützlichen Beschäftigung nachzugehen. Damit verbunden ist auch ein geregelter Tagesablauf und vor allem verlässliche soziale Kontakte. Nicht zu unterschätzen ist der positive Effekt des selbst erwirtschafteten Zuverdienstes.

In den vergangenen Wochen haben die neuen Mitarbeiter in den Verkaufsräumen schon fleißig gewirkt. Zunächst war die alte Halle umgebaut und saniert worden. Sie bekam ein neues Dach, neue Leitungen für Wasser und Strom wurden verlegt und die Heizung neu gebaut. Alles finanziert aus Mitteln aus dem alten SED-Vermögen, das in Österreich gefunden wurde. Das Projekt wird gefördert von der »Aktion Mensch«. »Die Personalkosten werden für fünf Jahre mitfinanziert«, erläutert Wolfgang Kuleßa, »dann muss das Projekt auf eigenen Beinen stehen.« Für die Mitarbeiter ist das ein Zuverdienst, »sie sollen wieder Mut fassen, um in den normalen Arbeitsprozess zurückzufinden.« Wolfgang Kuleßa ist sich sicher, dass das Kaufhaus gut angenommen wird. »Es gibt hier viele Anwohner, die schon seit mehr als 30 Jahren im Kiez leben, aber auch viele junge Leute.« Das Sewan-Kaufhaus nimmt auch Spenden entgegen, Bücher, Schallplatten, Möbel, Haustechnik, Elektrogeräte. »Wir sehen uns diese Spenden vorher an und holen sie bei den Spendern ab.«

Zur Einweihungsfeier werden unter anderem Bürgermeisterin Christina Emmrich (LINKE), Baustadtrat Andras Geisel (SPD) sowie Michael Räßler-Wolff (LINKE), Bezirksstadtrat für Familie, Jugend und Gesundheit, erwartet.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.