Der Mut des Denunzianten

Noch einmal: der Dokumentarfilm »Vaterlandsverräter« über den Schriftsteller Paul Gratzik

  • Gunnar Decker
  • Lesedauer: ca. 3.5 Min.

Franz Fühmann war außer sich, er hielt dieses Buch für durch und durch verlogen. Paul Gratziks »Transportpaule« erschien 1977 dennoch bei Hinstorff in Rostock. Ein Stück proletarischer Literatur, wie es sich die Funktionäre vorstellten. Fühmann kannte andere schreibende Arbeiter, wie den Heizer Wolfgang Hilbig, der seine ersten Bücher im Westen veröffentlichen musste, weil sie in der DDR keine Druckgenehmigung bekamen. Aber solche Machwerke wie das von Paul Gratzik wurden gedruckt! Er verstand es nicht und sein Verleger Konrad Reich verließ in diesem Jahr nach der Biermann-Ausbürgerung seinen Verlag, den er in den Ruf gebracht hatte, dort die Dissidenten unter den DDR-Autoren (von Jurek Becker bis Ulrich Plenzdorf) zu versammeln. Die neuen Verlagsleiter waren IMs der Staatssicherheit, so weiß man heute - auch Paul Gratzik war ein Spitzel des MfS (IM Peter).

In Annekatrin Hendels Film »Vaterlandsverräter« (Interview »nd« vom 24. Okt...


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