Mit der Kamera zur Revolution
Amal Ramsis – Innenansichten vom »Arabischen Frühling«
Amal Ramsis studierte Jura an der Ain Shams Universität in Kairo und arbeitete drei Jahre in einer Anwaltskanzlei. Sie ist Mitbegründerin des Women's Studies Centre in Ägypten. 2002 erhielt sie ein Stipendium für ein Studium an der »Septima Ars« Filmhochschule in Madrid. Sie hat Artikel über den arabischen Frauenfilm veröffentlicht und organisiert Frauenfilmfestivals in der arabischen Welt und in Lateinamerika. Dort bringt sie Frauen das Arbeiten mit der Kamera bei und ermutigt sie, religiöse und staatliche Vorschriften im Alltag abzuschütteln.
ND: Frau Ramsis, Sie haben, wie Millionen ihrer Landsleute auch, auf dem Tahrir-Platz protestiert und die Revolution gefeiert. Neun Monate danach steht das Land an einem kritischen Punkt.
Amal Ramsis: Das stimmt. Die Kluft zwischen Arm und Reich hat sich weiter verschärft. Wirtschaftliche und soziale Reformen sind überfällig. Stattdessen beklagen Menschenrechtsgruppen im Land tausende willkürlicher Neuverhaftungen und schnelle Verurteilung durch Militärgerichte. Wir haben Mubarak fortgejagt und dafür einen Feldmarschall bekommen. Im sozialen Alltag bestehen die vielen Restriktionen, die ich im Film zeige, weiter. Streiks, Demonstrationen sind immer noch illegal, und wer Bücher oder Filme publizieren will, kommt an der staatlichen Zensur weiterhin nicht vorbei.
Wie erklären Sie sich dann, dass aus Ihrem künstlerischen Protest gegen die jahrzehntelange Ausnahmegesetzgebung ein Dokumentarfilm wurde, der in einem Kino in Kairo gezeigt w...
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