Arbeitslosenzahl an der Unterkante

Quote im Vergleich zum Vorjahr nicht mehr gesunken

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 2 Min.

Im Oktober ist die Arbeitslosenquote zwar noch einmal um 0,1 auf 9,8 Prozent gesunken. Sie verharrt jetzt jedoch auf dem Niveau des Vorjahres. Ist die positive Entwicklung damit zu Ende?

Nicht unbedingt, denkt der Landtagsabgeordnete Andreas Bernig (LINKE). Da müsse man längere Zeiträume betrachten und nicht nur einen Monat oder ein Jahr zurückblicken. Fest steht für Bernig jedoch: »Wir schwimmen gerade auf einer Konjunkturwelle, aber wir wissen, es gibt immer ein Auf und Ab.« Der nächste Abschwung sei schon abzusehen. Deswegen sei es ein Fehler, bei der Arbeitsförderung zu kürzen.

Genau dies hat die schwarz-gelbe Bundesregierung aber getan, und in Brandenburg sind die Auswirkungen zu spüren. 6190 Erwerbslose steckten im Oktober in Bildungsmaßnahmen - 2053 weniger als vor einem Jahr. 14 571 Menschen hatten einen Ein-Euro-Job oder eine ähnliche Beschäftigung - 13 545 weniger als vor zwölf Monaten. 3597 Unternehmer erhielten einen Gründungszuschuss - 584 weniger als im Vorjahr. Zwar sehen die Arbeitsmarktdaten noch ganz gut aus: 130 683 Brandenburger sind jetzt erwerbslos gemeldet, 2079 weniger als im September und 235 weniger als im Oktober 2010. Die Zahl der 15- bis 25-jährigen Arbeitslosen sank im Vergleich zum Vormonat um 1412 und gegenüber dem Vorjahr um 1795 auf 11 501. Die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Jobs stieg binnen eines Jahres um 12 400 auf 770 000, und seit Jahresbeginn wurden fast 49 000 freie Stellen gemeldet. »Das waren etwa 2500 mehr als vor einem Jahr«, freute sich die Regionaldirektionschefin der Arbeitsagentur, Margit Haupt-Koopmann.

Doch der Abgeordnete Bernig macht darauf aufmerksam, dass es bei den älteren Langzeitarbeitslosen - aktuell sind es 48 068 - keine Bewegung gebe. Deshalb halte Rot-Rot an der öffentlich geförderten Beschäftigung fest. 40 Millionen Euro Zuschuss hat die Koalition dafür vorgesehen. Sie wollte innerhalb von fünf Jahren 6500 Menschen eine Chance geben. Doch der Bund zieht nicht wie erwartet mit. Darum muss das Ziel, wenn sich nichts ändert, auf 2100 korrigiert werden, bedauert Bernig. Bislang seien zirka 1100 Erwerbslose mit öffentlicher Förderung für ein bis drei Jahre versorgt worden. Falsch findet Bernig insbesondere die Kürzungen bei der Qualifizierung. Dabei gelte heute bereits jemand, der ein halbes Jahr arbeitslos sei, als schwer vermittelbar. Früher sei dies erst nach zwei Jahren so gewesen.

FDP-Fraktionschef Andreas Büttner meint, gering entlohnte Jobs könnten für Erwerbslose ein Einstieg sein. Eine Lohnuntergrenze würde gering Qualifizierte aussperren. Der Sozialist Bernig tritt für eine Untergrenze ein. Doch wenn die CDU die Grenze bei einem Stundenlohn von 6,89 Euro ziehe, dann sichere dieser Lohn nicht die Existenz, sagt er.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!