Umbau an der Erpe

Hochwasserschutz für eiszeitliches Fließtal im Osten Berlins

  • Wolfgang Weiß
  • Lesedauer: 2 Min.

Ein kleines Flüsschen, das sich im Nordosten Berlins von Neuenhagen bis zur Müggelspree schlängelt, steht im Fokus von Landschaftsplanern und Ökologen. Die Erpe, oder wie es offiziell heißt, das Neuenhagener Mühlenfließ, soll in den nächsten Jahren Schritt für Schritt einem ökologischen Umbau unterzogen werden.

Hintergrund ist eine im Jahr 2000 von den EU-Mitgliedstaaten verabschiedete »Wasserrahmenrichtlinie«, deren Ziel darin besteht, möglichst alle Gewässer bis 2015 in einen ökologisch guten Zustand zu versetzen. Unmittelbarer Anlass ist jedoch die Tatsache, dass die Erpe in regenreichen Zeiten, wie in diesem Sommer, regelmäßig über die Ufer steigt und benachbarte Kleingartenanlagen in Mitleidenschaft zieht.

Die Erpe gehört zu den Relikten der letzten Eiszeit, die mit Moränen und Flusstälern die märkische Landschaft geprägt hat. Das von weiten Wiesen, unterbrochen von malerischen Waldstücken, bestimmte Flusstal hat schon vor langer Zeit Menschen angezogen. An dem Gewässer, übrigens eines der wenigen im Berliner Raum noch erhaltenen Fließtäler, entstanden einst Wassermühlen wie die Ravensteiner Mühle, die Heidemühle oder die Krummendammer Mühle, deren aufgestaute Teiche die Feuchtwiesen bilden. Wenn auch die Mühlen heute nicht mehr existieren oder anderen Zwecken dienen (Ravensteiner Mühle), lockt das eiszeitliche Flusstal mit seinem zwölf Kilometer langen Erpetal-Wanderweg, der von Hirschgarten (S-Bahn-Linie 3) über Friedrichshagen bis Hoppegarten (S 5) führt, Jahr für Jahr viele Besucher an.

In der stillen und weiten Landschaft zu beiden Seiten des Flüsschens, das ergaben botanische Untersuchungen, gedeihen über 350 Arten von Farn- und Blühpflanzen. Sie ist Lebensraum für seltene Vogelarten und Amphibien und wurde zu einem Landschaftsschutzgebiet erklärt, das sich von Friedrichshagen über Dahlwitz-Hoppegarten bis nach Altlandsberg in Brandenburg erstreckt.

Um diese Idylle zu erhalten, das Hochwasserproblem zu lösen und auch die fehlende biologische Vielfalt in dem Gewässer zu korrigieren, haben jetzt Planungen für einen ökologischen Umbau begonnen. Die Umgestaltung des Neuenhagener Mühlenfließes/Erpe ist nach der Panke und dem Tegeler Fließ das dritte gemeinsam mit dem Land Brandenburg geplante Projekt.

Daran sollen auch die Anwohner beteiligt werden. Manche stehen dem Vorhaben skeptisch gegenüber, befürchten sie doch steigende Grundwasserspiegel und vermehrte Mückenplagen durch die vorgesehene Verwässerung der Erpewiesen. In sogenannten Beteiligungswerkstätten haben sie die Möglichkeit, ihre Gedanken, Vorschläge und Bedenken vorzutragen.

Auftaktveranstaltung am kommenden Dienstag um 17 Uhr im Seebad Friedrichshagen, Müggelseedamm 216

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