Platz nehmen auf der Feldherrenbühne

Lobbyarbeit nach Libyeneinsatz: Auf dem Kongress für Europäische Sicherheit wurde Zukunft gedacht

»Grüß Gott Herr General! Wie schön sie hier zu treffen, Herr Kamerad.« Nicht nur im Toilettenfoyer hatte man den Eindruck, auf einem Klassentreffen einer ehemaligen Fähnrichschule zu sein. Doch zu spüren war auch, dass die Kontinuität militärischer, politischer und wirtschaftlicher Lobbyarbeit gesichert ist. Viel Nachwuchsmilitär war auf dem zweitägigen Kongress für Europäische Sicherheit und Verteidigung zu sehen. Man traf man den einen oder anderen aus Regierung und Parteien. Dominant jedoch waren die Herren in gut sitzenden Anzügen mit kleinen Firmenabzeichen am Revers. Die Industrie ließ sich - nicht umsonst - den vom »Behördenspiegel« organisierten Kongress etwas kosten. Doch das war keineswegs umsonst. Anmerkungen von RENÉ HEILIG.

Rund 1000 Teilnehmer aus fast 50 Staaten waren zur Konferenz nach Berlin eingeladen.
Rund 1000 Teilnehmer aus fast 50 Staaten waren zur Konferenz nach Berlin eingeladen.

Geld? Ja gewiss, davon kann man nie genug haben, bestätigte der Stargast des ersten Abends, Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière. Der »limitierende Faktor« der aktuellen Bundeswehrreform sei aber die Bevölkerungsentwicklung. Früher, zu Wehrdienst-Hochzeiten, hatte man über 600 000 junge Frauen und ebenso viele junge Männer pro Jahr zur Auswahl. Heute dagegen streben gerade noch 310 000 Männer und ebenso viele junge Frauen ins Berufsleben. Um den Bedarf der zu reformierenden deutschen Streitmacht zu decken, sucht die pro Jahr rund 30 000 junge Leute, die Uniform anziehen.

Der Wettbewerb um den Nachwuchs ist hart. Viele Arbeitgeber locken mit lukrativen Angeboten. Die Bundeswehr bemüht sich, attraktiv zu sein. Die Bezahlung stimme und das Berufsethos der Soldaten auch. Sagt der Minister. 6 : 1 betrage das Verhältnis zwischen Offiziersbewerbern und Bedarf. Jeder Handwerksmeister kann davon nur träumen. So wie von der maximal...


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