Rock und Richtschwert

Schau zu Friedrich dem Großen und seinem Sohn

  • Lesedauer: 3 Min.

Getarnt in einem knallroten Mantel wollte der preußische Kronprinz im August 1730 mit seinem Freund Katte die Flucht ins Ausland antreten. Dies ist der Auftakt: ein nach historischen Vorlagen nachgeschneiderter Rock. Ein glänzendes Schwert mit Messingknauf, Holzgriff und aufwendiger Gravur steht für das tragische Ende: Das Richtschwert, mit dem Hans Hermann Katte am 6. November 1730 in Küstrin enthauptet wurde. Zwei Exponate, zwischen denen viele Geschichten, aber vor allem Berge von Akten liegen. Sie will jetzt eine Ausstellung zum Sprechen bringen.

Unter dem Titel »Kriegsgericht in Köpenick! Anno 1730: Kronprinz - Katte - Königswort« widmet sich das Geheime Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz gemeinsam mit dem Kunstgewebemuseum im Köpenicker Schloss diesem Ereignis. Zum Jahrestag der Urteilsverkündigung am 28. Oktober hat sie zugleich den Veranstaltungsreigen der Preußen-Stiftung zum 300. Geburtstag Friedrichs des Großen im Jahr 2012 eröffnet.

Die gescheiterte Flucht Friedrichs und das tragische Ende Kattes bewegt die Gemüter seit Generationen. In zwölf Stationen beleuchtet die Schau mit zahlreichen Exponaten - darunter neben den Akten auch Porträts, Grafiken und Zeichnungen sowie neueren Medien - nicht nur das Ereignis selbst, sondern auch die Hintergründe sowie in einem Ausblick die Rezeptionsgeschichte. Ein Höhepunkt im Erdgeschoss ist auch räumlich als Sackgasse inszeniert: die Fluchtnacht und der Fluchtort, das »Lerchennest« im süddeutschen Steinsfurt, wo der Kronprinz seine Preußenuniform mit dem roten Rock tauschte.

Im zweiten Obergeschoss des Schlosses werden vor allem die Gerichtsprotokolle, Verhöre und Kommentare neben persönlichen Dokumenten ausgebreitet: Die juristischen Voraussetzungen des Verfahrens über das Vorgehen der Untersuchungs-Kommission, die Verteidigungsstrategien der Hauptangeklagten sowie die Reaktionen im Ausland auf den drohenden Thronverlust des preußischen Kronprinzen werden damit illustriert.

Ergreifend ist das Gnadengesuch im Original, das Kattes Vater, Generalleutnant Hans Heinrich von Katte, seinem König sandte, so wie die knappe Antwort des Königs, als Vater nicht minder betroffen, der das ausführliche Schreiben mit der knappen Bemerkung beantwortete: »Sein Sohn ist ein Schelm, meiner auch, also was können die Vatters davor.«

Während es im Verlauf des Prozesses gelang, den Kronprinzen aus dem Geschehen herauszunehmen, belegen die Protokolle die zugespitzte Situation für Katte. In einem ersten Urteil halten die Richter die lebenslange Festungshaft als Sühne für den jungen Offizier Katte angemessen. Das Antwortschreiben des Königs spricht Bände: Wütend kritzelt er: »Sie sollen Recht sprechen.« Es kommt schließlich zu einem zweiten Urteilsspruch.

Höhepunkt dieser Auseinandersetzung wie auch der Ausstellung ist die Inszenierung des Richtertischs: Auf der einen Seite hängt ein Porträt des frommen Vorsitzenden Achaz von der Schulenburg, am anderen Ende, wo der König vermutlich saß, liegt das Kriegsrecht, dahinter steht das berühmte Selbstporträt Friedrich Wilhelms I. von 1737 auf der Staffelei.

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