»Werden euch erschlagen«
Claus Cremer wettert gegen den deutschen »Schuldkult«. Der NPD-Landeschef in NRW lobt Hitlers »Marsch auf die Feldherrnhalle«. Schließlich fordert der wegen Volksverhetzung vorbestrafte Bochumer Ratsherr eine »neue Revolution«. Die massiv anwesende Polizei stört sich nicht an des Nazis Rede - ihre Aufgabe ist es, rund 200 Gegendemonstranten in Schach zu halten, sie nicht auf den Weberplatz im Zentrum Essens durchdringen zu lassen, wo Cremer mit 38 Kameraden und einem nicht ganz reinrassigen Schäferhund eine Kundgebung abhält. Es ist der 9. November 2011 - und damit nicht nur der Jahrestag von Hitlers Umsturzversuch anno 1923, sondern auch der 73. Jahrestag der Reichspogromnacht.
In Wuppertal wurde deswegen ein Nazi-Aufmarsch untersagt. In Essen jedoch drückt die Polizei mehr als ein Auge zu. Euphorisiert von so viel staatlicher Toleranz, stimmt Cremer ein Liedchen an: »Wir werden Euch erschlagen«, grölt der Aktivist, die Melodie des Moorsoldaten-Liedes missbrauchend. Und blickt dabei auf seine Gegner. Fackeln brennen. Fahnen der NPD werden geschwenkt. Der 9. November - für Claus Cremer ist er der »deutsche Schicksalstag«.
Doch das Megafon des Bündnisses »Essen stellt sich quer« ist lauter als er. Und auch die Glocken der benachbarten Kreuzeskirche, die Pfarrer Steffen Hunder im Viertelstundentakt dröhnen lässt, schlagen diesmal ihn.
Marcus Meier
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