Vom Fluglärm dringt wenig durch

Bundesamtsdirektor verrät keine Details zu einzelnen Routen

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 3 Min.

Wenn die Maschinen vom künftigen Großflughafen in Schönefeld über die Gosener Wiesen hinweg starten, dann könnte Berlin-Fried-richshagen aufatmen. Auch die beliebten Naherholungsgebiete rund um den Müggelsee blieben dann von extremem Fluglärm verschont. Doch ob sich das Bundesaufsichtsamt für Flugsicherung auf diese Lösung einlässt, blieb auch gestern offen. Direktor Nikolaus Herrmann hielt sich nach der mittlerweile 81. Sitzung der Fluglärmkommission ziemlich bedeckt.

Ende des Jahres soll eine lärmfachliche Bewertung durch das Umweltbundesamt vorliegen. Am 26. Januar will sich Herrmanns Behörde dann festlegen. Bevor es kein Gesamtergebnis gebe, könne er zu einzelnen Routen nichts Konkretes sagen, bedauerte der Professor. Veränderungen bei einer Route könnten schließlich Auswirkungen auf andere Routen haben.

Der Direktor bat um Verständnis und erinnerte gleichzeitig, dass der Fluglärm höchstens anders verteilt werden kann. Insgesamt aber müssen die Anwohner nach der Eröffnung des neuen Hauptstadtflughafens im kommenden Jahr mehr aushalten. »Es wird mehr Fluglärm geben«, äußerte Herrmann. Es tue ihm leid, aber bessere Nachrichten habe er nicht für die Bürger, die deswegen vermutlich enttäuscht sind.

Aufgabe des Bundesaufsichtsamts sei es - »dort wo es möglich ist« - Varianten zu wählen, die weniger Fluglärm bedeuten, erläuterte der Direktor. Es bestehen aber Interessenkonflikte. Was dem einen Ort helfe, schade oft einem anderen Ort. Deshalb könne es nur darum gehen, so wenig Menschen wie möglich durch den Fluglärm zu belästigen.

»Ich habe ehrlich gesagt nichts anderes erwartet«, reagierte Ralf Müller von der Friedrichshagener Bürgerinitiative auf die dürren Auskünfte. Direktor Herrmann vertrete ohnehin nur die technokratische Ebene. Die Müggelseeroute sei jedoch ein politisches Thema. Hier müssten der Bund sowie die Länder Berlin und Brandenburg als Eigentümer des Großflughafens das Machtwort sprechen. »Davon kann sich die Politik nicht frei machen, dass sie die Leitlinien vorgeben muss.« Das sei wie beim Streit um das Nachtflugverbot, sagte Müller. Da könne sich die Politik nicht hinter dem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts verschanzen. Wenn sie es wollte, könnte die Politik sehr wohl dafür sorgen, dass von 22 bis 6 Uhr Ruhe herrscht anstatt nur von 0 bis 5 Uhr.

Eine Prüfung der Alternative über die Gosener Wiesen durch das Bundesaufsichtsamt ist nach Ansicht Müllers eine Selbstverständlichkeit. Alles andere wäre »rechtswidrig«, meinte er.

Indessen können einige Anlieger darauf hoffen, doch noch Schallschutzfenster von der Flughafengesellschaft bezahlt zu bekommen. Die Abmessungen des betroffenen Gebiets werden zunächst dem aktuellen Flugroutenvorschlag angepasst und dann noch einmal überprüft, wenn die Flugrouten feststehen. Große Änderungen werde es aber nicht geben, dämpfte Flughafensprecher Ralf Kunkel möglicherweise übertriebene Erwartungen. Immerhin sicherte er zu: Keiner, der sich einmal in der Schallschutzzone befand, werde herausfallen.

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