Ein Zugchef namens Fröhlich
Service-Mitarbeiter der Bahn haben nicht den leichtesten Job - wichtig sind klare Ansagen
Hamburg. »Guten Morgen, meine Damen und Herren. Willkommen im ICE 583 auf der Fahrt nach München. Unser nächster Halt ist Hannover.« Ruhig und bedächtig, mit sonorer Stimme und norddeutschem Unterton begrüßt der Zugchef seine Fahrgäste und fügt hinzu: »Mein Name ist Gustav Fröhlich.« Ein Schmunzeln breitet sich unter den Passagieren aus, ein paar von ihnen klatschen Beifall. Für hunderte, vielleicht einige tausend regelmäßige Bahnfahrer ist Gustav Fröhlich ein Begriff - vor allem, aber nicht nur, wegen seines Namens.
Nichts mit Schauspielerei
Seit einiger Zeit sollen Fröhlich und seine Kollegen »auf Anweisung von oben« ihre Namen bei der Begrüßung nicht mehr nennen. »Schade«, findet ein junger Versicherungsmanager und Stammkunde der Bahn. »Das nimmt der Atmosphäre im Zug doch ein Stück Menschlichkeit und Nähe.«
Etliche Zugbegleiter hatten allerdings selbst für den Namensverzicht plädiert. Immerhin ist das Namensschild am Jackett geblieben: »G. Fröhlich«. Immer wieder sprechen ihn Fahrgäste auf seinen Namen an. »Sind Sie mit dem berühmten Schauspieler verwandt?«, wollen sie wissen. »Meist sind es Ältere«, sagt Fröhlich, selbst 64 Jahre alt und ein Jahr vor der Pensionierung. »Die Jüngeren kennen den Gustav Fröhlich doch gar nicht mehr.« Und die wissbegierigen Fahrgäste klärt er auf, dass er nichts, aber auch rein gar nichts mit der Filmlegende zu tun hat. Überhaupt hat er mit Schauspielerei nichts am Hut. Zugchef Gustav Fröhlich liebt Offenheit und Ehrlichkeit. Der gebürtige Kieler ist gerade heraus, sieht sich als typischen Norddeutschen. »Klare Ansagen, gute Information und an passender Stelle eine Portion Humor - das mögen die Leute«, weiß er nach vielen Dienstjahren. Groß, kräftig und mit Schnauzer wirkt er in seiner dunkelblauen Dienstuniform mit den drei roten Ärmelstreifen und der breiten Binde, die ihn intern als Zugchef erkennbar macht.
Ursprünglich hatte er Großhandelskaufmann gelernt. »Aber als Vertreter rumlaufen - das war damals nicht mein Ding«, erinnert er sich. Also nahm er einen Job auf dem Seefischmarkt in Kiel an, löschte die Schiffe. Als dort die wirtschaftliche Flaute begann, heuerte er 1972 bei der Bahn an. Er startete als Rangierer und lernte den Betrieb von der Pike auf kennen, bevor er später Schaffner und nach entsprechender Ausbildung Zugführer («Nicht zu verwechseln mit dem Lokführer«) wurde.
Skurrile Nachtfahrt
In seinen Erinnerungen an all die folgenden Jahre überwiegt das Gute - und Skurrile. »Dazu gehört zum Beispiel ein Erlebnis während einer nächtlichen Kontrolle im Liegewagen des Zuges von Kopenhagen nach Paris« - über dessen Details Fröhlich aber schweigen möchte. Begeistert erinnert er sich auch an die Fahrten mit dem einstigen Paradezug der Bahn, dem Trans-Europa-Express TEE.
Wenn es sein muss, kann Fröhlich aber auch ärgerlich werden: »Kürzlich waren wir schon etwas spät dran mit der Abfahrt, und ich wollte die Türen schließen. Da hielt jemand krampfhaft noch eine andere Tür auf, um sich ausgiebig von seiner Freundin zu verabschieden«, erzählt er. »Da bin ich dann doch etwas lauter geworden.«
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