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Babymord in Jüterbog: Familie war ahnungslos
Mutter sagt vor Gericht aus, sie habe die Schwangerschaft der Tochter nicht bemerkt
Die Mutter hat ihre Tochter damals nahezu täglich gesehen. Die Familie bemerkte auch, dass es ihr schlecht ging, will aber nichts von einer Schwangerschaft gewusst haben. Für ein Verbrechen hat es aus Sicht der Angehörigen vor dem Babymord von Jüterbog (Teltow-Fläming) keine Anzeichen gegeben. »Ich hatte keine Kenntnis davon, dass meine Tochter schwanger war«, sagte die Mutter der Angeklagten am Dienstag im Mordprozess vor dem Landgericht Potsdam. Erst nachdem sich ihre Tochter im Februar 2011 der Polizei anvertraut hatte, habe sie davon erfahren, beteuerte die 57-Jährige.
Ihre 38 Jahre alte Tochter und deren Ex-Partner (35) stehen seit diesem Monat vor Gericht. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen vor, ihr Baby unmittelbar nach der Geburt am 2. Juni 2009 ermordet zu haben. Die Leiche sollen die Eltern im Garten verscharrt haben. Erst Anfang dieses Jahres war die Leiche gefunden worden, nachdem die Angeklagte die Tat offenbart hatte.
Mitten in der Nacht habe sie ihre Tochter damals angerufen, schilderte nun deren Mutter. »Mutti, kannst Du kommen. Ich muss mit der Polizei mit. Kannst Du auf die Kinder aufpassen?«, habe sie gefragt. Weil sie im Hintergrund etwas von Kindstötung gehört habe, sei sie in großer Sorge um ihre Enkel gewesen, so die 57-Jährige. Sie eilte zu dem Haus der Tochter und erfuhr von der vierten Schwangerschaft und dem Tatvorwurf.
Verwundert hakte Richter Frank Tiemann nach, ob sie 2009 die Schwangerschaft nicht bemerkt habe. Denn die Frau hatte berichtet, ihre Tochter habe damals bei ihr im Betrieb gearbeitet. »Sie ist nicht runder geworden. Sie sah nur immer schlimmer aus«, beteuerte die Zeugin. Dies sei auch die Wahrnehmung anderer Verwandter bei einem Familienfest im Mai 2009 - also kurz vor der Geburt - gewesen. Nach Aussagen der 57-Jährigen war ihrer Tochter schon die Schwangerschaft ihres dritten Kindes kaum anzusehen.
Die Angeklagte hat drei Kinder, wobei der älteste Sohn bereits 19 Jahre ist. Nach ihrer Verhaftung hat das Jugendamt die Kinder in Obhut genommen, die Großeltern kümmern sich aber um sie. Vor Gericht beschrieb die 57-Jährige ihre Tochter als liebevolle Mutter. »Sie liebt ihre Kinder«, sagte sie. Der Angeklagten, die zuvor nahezu ungerührt zugehört hatte, liefen dabei Tränen über die Wangen.
Sie hatte zum Auftakt des Prozesses vor zwei Wochen alle Schuld von sich gewiesen. Nach ihrer Darstellung wollte der Ex-Partner das Kind nicht haben, hat es getötet und vergraben. Die Frau gab an, aufgrund ihrer Erschöpfung nach der Geburt davon zunächst nichts wahrgenommen zu haben. Später sei sie von ihm unter Druck gesetzt worden. Darum habe sie so lange geschwiegen.
Die Mutter der Angeklagten berichtete vor Gericht von einer zunehmend zerstrittenen Beziehung. Der Ex-Partner habe viel Alkohol getrunken und einen derben bis vulgären Ton gehabt. Er und seine Eltern hätten die Beziehung beherrscht. Der Vater des 35-Jährigen hatte dagegen die Angeklagte als dominant beschrieben.
Ein Urteil wird am 31. Januar erwartet.
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