Ein kleiner Großflughafen

Aktionsbündnis fordert Beschränkung auf 27 Millionen Passagiere

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 2 Min.

Manchmal sitzt Monika Busch in ihrem Garten in Berlin-Lichtenrade und wartet, ob mal drei Minuten lang kein Flugzeug zu hören ist. Es hat noch nie geklappt, erzählt die 64-Jährige. Wenn der Großflughafen Schönefeld 2012 eröffnet wird, dann werde sie es im Garten nicht mehr aushalten, erwartet Monika Busch. Mit ihrem Mann und ihrem jüngsten Sohn bewohnt Busch das 1985 gekaufte und schrittweise sanierte Haus. Oft legte die Familie selbst Hand an, weil das Geld nicht reichte, um einen Handwerker zu bestellen. Nur selten flogen die Buschs in den Urlaub. Sie sparten die Reisekosten für das Grundstück. Und jetzt? Monika Busch engagiert sich im Info-Büro gegen den Fluglärm. Der Verein gehört zum Aktionsbündnis für ein lebenswertes Berlin-Brandenburg (ABB).

Bislang zwölf Bürgerinitiativen haben sich im Aktionsbündnis zusammengeschlossen. Das gemeinsame Ziel der Anwohner aus Großbeeren, Kleinmachnow, Teltow und Stahnsdorf sowie aus Rangsdorf, Schöneiche, Zeuthen und Berlin: Sie möchten Fluglärm vermeiden.

Nur ein mittelgroßer Verkehrsflughafen dürfe der neue Airport in Schönefeld werden, verlangt ABB-Sprecher Matthias Schubert. Berliner und Brandenburger sollen von Schönefeld aus in den Urlaub fliegen und Besucher der Hauptstadt sollen hier ankommen und abreisen. Die Zahl der Fluggäste, die bloß umsteigen, soll maximal zehn Prozent betragen. Nachruhe von 22 bis 6 Uhr, keine dritte Startbahn und kein internationales Drehkreuz, das sind die Hauptforderungen des ABB, erklärte Schubert gestern. Werden die Forderungen erfüllt, so hätte der Airport eine Jahreskapazität von nur 27 Millionen Passagieren. Ohne die Beschränkungen würde der Flughafen erst bei 45 Millionen Passagieren an seine Grenzen stoßen.

»Wir führen im Aktionsbündnis überhaupt keine Flugroutendiskussion« beteuerte Sprecherin Franziska Borkenhagen. Ausdruck dessen ist die Abkehr vom Bündnis gegen neue Flugrouten und die Hinwendung zum Bürgerverein Brandenburg-Berlin (BVBB). Im großen BVBB kämpfen schon lange vor allem jene Anlieger, die in Orten wie Schulzendorf oder Blankenfelde-Mahlow leben, also besonders dicht am künftigen Großflughafen. Die Kleinmachnower Bürgerinitiative lasse die Mitgliedschaft im Bündnis gegen neue Flugrouten bereits ruhen, erklärte Schubert. Demnächst werde man wohl austreten, kündigte er an.

Für den Sonnabend ist eine Demonstration der Fluglärmgegner in Berlin geplant. Das ABB erwartet deutlich mehr als 10 000 Teilnehmer. Los geht es um 14 Uhr am Potsdamer Platz. Bei einem Zwischenstopp am Brandenburger Tor soll Regisseur Leander Haußmann sprechen, am Ziel nahe des Bundeskanzleramts dann Linksfraktionschef Gregor Gysi.

- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -