Windrad kontra Fledermaus
Forscher der Uni Hannover suchen nach Wegen, Gefährdungen durch Rotorblätter zu minimieren
Hannover. Für den Ausbau der erneuerbaren Energien sind sie unersetzlich, für Fledermäuse können sie zur Todesfalle werden: Windkraftanlagen bedeuten eine Gefahr für die nachtaktiven Tiere. Um die streng geschützten Arten vor dem Zusammenstoß mit Windrädern zu bewahren, haben Forscher der Leibniz Universität Hannover gemeinsam mit Kollegen der Univerität Erlangen-Nürnberg ein Computerprogramm entwickelt.
Jetzt soll das Fledermausschutzprogramm praktisch erprobt werden. Das Bundesumweltministerium stellt den Forschern aus Hannover für dieses Projekt 400 000 Euro zur Verfügung.
»In den 72 von uns untersuchten Windenergieanlagen an Standorten in der ganzen Bundesrepublik verunglücken im Schnitt knapp zehn Fledermäuse jährlich«, berichtet Prof. Michael Reich vom Institut für Umweltplanung der Universität Hannover im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. Das Töten von Fledermäusen ist aber nach EU-Recht verboten. Behörden dürfen neue Windenergieanlagen nur dann genehmigen, wenn diese die seltenen Tiere nicht gefährden.
Die Insektenjäger kommen Reich zufolge vor allem in warmen Nächten von Juni bis September in den Anlagen zu Tode. Wenn starker Wind herrscht, fliegen keine Fledermäuse. Doch auch der Standort ist entscheidend. »In unseren Untersuchungen haben wir an manchen Anlagen keine einzige tote Fledermaus entdeckt, an anderen Orten waren es bis zu 57 tote Tiere«, sagte der Wissenschaftler.
Das Computerprogramm macht es möglich, einzelne Anlagen nach Bedarf in Zehn-Minuten-Intervallen an- und auszuschalten. Derzeit suchen die Wissenschaftler Betreiber von Windparks, um zu testen, ob das Risiko von Zusammenstößen auf diese Weise tatsächlich verringert werden kann und welche Ertragseinbußen das für die Betreiber bedeutet.
Der beschlossene Ausstieg aus der Atomkraft macht den Bau weiterer großer Windparks auch in Mittelgebirgen notwendig. »In vielen Fällen sind Windparks im Binnenland für Fledermäuse problematischer als für Vögel«, sagte Reich. Pauschale Aussagen darüber könne man aber nicht treffen, entscheidend seien der jeweilige Standort und seine Umgebung. »Es gibt durchaus Standorte, wo zum Beispiel Greifvögel wie der Rotmilan öfter zu Tode kommen.«
Bei den Fledermäusen sind vor allem die bedrohten Arten Großer und Kleiner Abendsegler, Rauhautfledermaus und Zwergfledermaus betroffen. »Die Tiere sterben in vielen Fällen nicht durch direkten Kontakt mit den Rotorblättern, sondern erleiden durch die starken Druckunterschiede Schäden an inneren Organen«, erklärt der Projektleiter.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.