Freie Fahrt mit Rotem Punkt
Im Ruhrgebiet kämpfen Aktivisten für bezahlbare Mobilität
Zwischen Hattingen und Recklinghausen tragen viele Besitzer eines Monatstickets neuerdings einen roten Punkt an der Jacke. Sie signalisieren damit ihre Bereitschaft, von Armut Betroffene kostenlos mitzunehmen. Eigentliches Aktionsziel ist aber ein bezahlbares Sozialticket im Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) - über das auch der Landtag debattiert.
Wer in Regionalzügen durch das Ruhrgebiet fährt, der sieht immer mehr Menschen, die Abteile nach Pfandflaschen durchforsten. Er muss auch dringendste Bedürfnisse ignorieren, weil die Toiletten völlig verdreckt, von »Schwarzfahrern« besetzt, meist aber beides sind. Und mitunter sprechen ihn Wildfremde an: »Entschuldigung, können Sie mich auf Ihrem Ticket mitnehmen?« Die Frage wird durchaus nicht nur von der Ey-Alter-haste-mal-nen-Euro-Fraktion, sondern zumeist höflich gestellt.
Der seit Jahrzehnten schlecht gemanagte Strukturwandel fort von Kohle und Stahl hat viele perspektivlos gemacht. Seit 1980 vervierfachte sich die Zahl der Arbeitslosen. Jeder Zehnte im Ruhrpott steht ohne Job da, in Gelsenkirchen etwa gar jeder Fünfte. Und Beschäftigung heißt auch hier immer öfter schlecht bezahlte, befristete Teilzeit- oder Leiharbeit. Eine Folge von alldem ist Mobilitätsarmut: Immer mehr Menschen können sich die legale Fahrt mit öffentliche...
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