Viele Verdächtigungen, doch kein Beweis

In Düsseldorf macht man sich Sorgen um die Berliner Fritz-Lesch-Straße

  • Peter Kirschey
  • Lesedauer: ca. 1.5 Min.
In Hohenschönhausen befindet sich die Fritz-Lesch-Straße, und der Name Fritz Lesch steht auf der Ehrenliste der Gedenkstätte der Sozialisten in Friedrichsfelde. Davon erfuhr auch Dr. Rolf Mainz aus Düsseldorf, der dem ND einen Leserbrief übermittelte. Der zu DDR-Zeiten als Antifaschist geehrte Fritz Lesch, so schrieb er, sei in Wirklichkeit »Fritz Schäfer« alias »Karl-Heinz Rühl«, zur Nazizeit hoher Polizeibeamter, Spitzel und ranghoher KPD-Funktionär. Er wurde, wie Mainz schrieb, im März 1937 von der KPD-Abwehr, die in Prag im Exil saß, enttarnt, worauf dieser im Mai 1937 der NSDAP beitrat. Briefautor Mainz bat das ND, seine Zuschrift zu veröffentlichen, »damit der Name der Straße im Interesse Berlins und der bedauernswerten Bewohner dieser Straße rasch geändert werden kann.« Als eine Quelle seiner Erkenntnis nannte er das Buch von Bernd Kaufmamm »Der Nachrichtendienst der KPD 1919-1937«, erschienen 1993 im Dietz-Verlag. Doch die empfohlenen Passagen enthalten keinerlei Hinweise darauf, dass es sich bei »Schäfer« alias »Rühl« um Lesch handelt. Auch im Heimatmuseum Lichtenberg und bei der Gedenkstätte Deutscher Widerstand ist Dr. Mainz aus Düsseldorf aktiv geworden. Selbst dort brachten die Nachforschungen keine anderen als die bisher bekannten Ergebnisse. Fritz Lesch, so sagen es die Unterlagen, kam am 16. März 1898 in Tempelhof zur Welt, war ein bekannter Arbeitersportler, Pädagoge und KPD-Funktionär, kämpfte aktiv gegen den Faschismus. Er fiel am 12. Februar 1937 als Kämpfer der Internationalen Brigaden an der Jarama-Front im spanischen Bürgerkrieg. Es wäre doch sehr unwahrscheinlich, dass jemand, der nachweislich im Februar 1937 in Spanien gefallen ist, einige Monate später in die Nazi-Partei eingetreten ist, erklärte dazu Hans-Rainer Sandvoß von der Gedenkstätte Deutscher Widerstand, der seit Jahren intensiv auf dem Gebiet des Widerstands gegen die Nazi-Diktatur forscht. Auch Bezirksbürgermeister Wolfram Friedersdorff (PDS) wurde mit den Vorwürfen aus Düsseldorf konfrontiert. Er ließ Nachforschungen anstellen, die wiederum keine Beweise für die Sicht des Dr. Mainz erbrachten. Somit bleiben unter dem Strich viele Vorwürfe gegen einen Kommunisten und Antifaschisten, doch keine Belege, die Frit...

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