Held, Lebenskünstler, Mitläufer?

Auf dem Dach einer Belgrader Ruine erwacht der neun Jahre zuvor auf dem Appellplatz von Buchenwald verstorbene Siegfried Wahrlich – und versteht nichts. Doch da ist noch der »Aschenmensch von Buchenwald«, eine Art Gespenst, das Wahrlich hilft, sich seines Lebens zu erinnern – und zu verstehen.

»Roman eines Mitläufers« nennt der Verlag das jüngste Buch Ivan Ivanjis, der Lesern dieser Zeitung als Literat ebenso wie als Journalist und als »Dolmetscher Titos« bekannt sein dürfte. »Mitläufer« – das klingt anrüchig. Mitläufer sind nicht rechtzeitig weggelaufen. Wann die rechte Zeit gewesen wäre, das entscheiden oft viel später jene, die nicht dabei waren. Muss sich Siegfried Wahrlich deren Vorhaltungen gefallen lassen? Der Sohn eines Weimarer Hilfskellners, der Bauhaus-Student, Sozialdemokrat, Kommunist, Zuchthäusler, Buchenwaldhäftling, Soldat in der Strafdivision 999? Alles nur als »Mitläufer«?

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