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Ein Tatra mit Heckflosse
Iris und Jürgen Riesebeck aus Angermünde sammeln Autos dieser Marke aus der Tschechoslowakei
Funktionäre in den osteuropäischen Staaten ließen sich einst gern in Limousinen der Marke Tatra chauffieren. Auch Fidel Castro schätzte auf seiner sozialistischen Sonneninsel die Vorzüge der gern auch »Mercedes des Ostens« genannten Wagen. Die Autos aus der damaligen Tschechoslowakei haben heute Seltenheitswert.
Iris und Jürgen Riesebeck aus Angermünde zeigen in ihrer Tatra-Galerie gleich eine ganze Kollektion, darunter Leihgaben anderer Liebhaber. Es ist nach ihren Angaben die einzige Besuchern offenstehende Privatsammlung in Deutschland. So mancher Tatra wird heute für historische Filmszenen gebucht.
In den Werkstatthallen des ehemaligen Opel-Händlers Jürgen Riesebeck ist ein Glanzstück neben dem anderen zu bestaunen. Etwa ein T 12 von 1931 mit einer Karosserie aus Holz, der an den Klassiker Ford T aus den 1920er Jahren erinnert. Wie eine Mischung aus amerikanischem Straßenkreuzer und VW Käfer wiederum wirkt der Tatra 600 mit seiner aerodynamischen Karosserie und der Heckflosse. »Davon wurden bis 1952 etwa 6000 Stück produziert«, erzählt Iris Riesebeck. Für Stalin sei zum 70. Geburtstag sogar ein Sondermodell als Cabrio gebaut worden. »Er hat es aber aus Sicherheitsgründen nie genutzt.«
»In diesem Jahr wird das 125-jährige Automobiljubiläum gefeiert, doch dabei denken die meisten nur an Carl Benz oder Henry Ford«, bedauert die Sammlerin. Der geniale Tatra-Konstrukteur Hans Ledwinka (1878-1967) werde so gut wie gar nicht mehr wahrgenommen. Dabei habe er mit Zentralrohrahmen und Pendelachsen Autogeschichte geschrieben. »Die Achsen sorgten für besonders gute Stabilität und Bodenhaftung. Die Kombination dieser Teile mit luftgekühlten Boxermotoren macht die Tatras einmalig.« Bis Ende des Jahres zeigt das Paar daher die Sonderausstellung »Bewahrte Automobilgeschichte« zu den Besonderheiten der Tatras.
Die Riesebecks hatten schon 1984 das Glück, einen der seltenen Diplomatenwagen zu ergattern. »Ich wollte einfach einen großen Wagen«, erinnert sich Jürgen Riesebeck. Er gab eine Zeitungsannonce auf (»Tausche Wartburg gegen Tatra 613«) und fand tatsächlich jemanden, der eines der wenigen Modelle in der DDR besaß und auch noch tauschen wollte. Der Wagen misst gute fünf Meter, hat 165 PS, und schluckt auf 100 Kilometern bis zu zwölf Liter.
Bis 1998 produzierten die Tatra-Werke, die auf einen 1850 gegründeten mährischen Stellmacherbetrieb zurückgehen, Pkw. Nach der Wende konnte das Werk der Konkurrenz nicht mehr standhalten. Stolz sind die Riesebecks daher auch auf die Nummer 1 der Serie T 700 von 1996. »Von diesem letzten Pkw wurden nur 62 Stück produziert«, weiß Iris Riesebeck. Heute verlassen nur noch Lkw die Tatra-Werke mit Sitz im tschechischen Koprivnice.
Die Autos vor dem Vergessen bewahren - das will auch der Vorsitzende des Vereins »Internationaler Kreis der Tatra-Freunde« Sven Ahrens aus Lunow im Barnim. Er besitzt selbst einen Tatra 603 - das Modell, das auch Castro fuhr. Außerdem steht ein 613er in seiner Garage. Letzterer war im Fernsehfilm »Die Frau vom Checkpoint Charlie« (2007) zu sehen. Ahrens war selbst dabei: »Ich spielte mit meinem Auto Chauffeur der Stasi.«
Besichtigung nach Voranmeldung unter Tel.: (033 31) 29 85 92
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