Asbestmüll bleibt zunächst weg
Regierung in Schwerin gibt Rechtsgutachten in Auftrag
Schwerin (nd - Hanisch). Die Proteste zeigen Wirkung: Nach einer Kabinettssitzung in Schwerin teilte Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD) gestern mit, dass die geplanten Asbestmüll-Transporte vorerst nicht die Sonderdeponie Ihlenberg im Nordosten ansteuern werden. Seine Landesregierung habe vielmehr ein eigenes Rechtsgutachten über die Zulässigkeit der Transporte in Auftrag gegeben.
Damit haben jetzt nach dem Umweltministerium in Schleswig-Holstein auch die politisch Verantwortlichen in Schwerin die geplanten Asbest-Transporte von einer stillgelegten Halde im niedersächsischen Wunstorf ausgesetzt. Im Schweriner Kabinett sieht man rechtliche Zweifel, nachdem im Februar 2009 bereits einmal entsprechende Transporte vom Oberverwaltungsgericht in Lüneburg untersagt wurden. Diese sollten damals nur über wenige Kilometer auf eine Deponie nach Hannover-Lahe führen.
Auf einer Informationsveranstaltung in Selmsdorf, das nahe der Ihlenberg-Deponie liegt, hatte ein Vertreter des mit der Haldensanierung beauftragten Ingenieurbüros Big kürzlich noch das Lüneburger Urteil abqualifiziert: Es sei in der strittigen Angelegenheit ja nie zu einem Hauptsacheverfahren gekommen. Wenn man dem Big-Vertreter glaubt, ist die Verbringung der über 170 000 Tonnen Asbest-Altlast sowieso ungefährlich, da die geplanten rund 7500 Lkw-Fahrten nicht einmal als Gefahrenguttransporte deklariert werden müssten. Der Kieler Toxikologe Hermann Kruse warnt vor einer solchen Verharmlosung: Bereits eine frei gesetzte Asbestfaser könne Krebs auslösen.
Parallel zur Schweriner Kabinettstagung hatten Umweltschützer und Deponiegegner gestern zum dritten Mal binnen weniger Wochen vor der Staatskanzlei demonstriert.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.