- Brandenburg
- Brandenburg
Keine Finanzspritzen für geizige Chefs
Fördermittel sollen künftig nur bei Beachtung sozialer Standards gezahlt werden
Wer als Unternehmer 50 und mehr Mitarbeiter beschäftigt und mindestens 1,5 Millionen Euro Fördermittel beantragt, der muss seine Leute künftig anständig behandeln und bezahlen. Andernfalls bekommt er keinen Cent. Gestern stellte Wirtschaftsminister Ralf Christoffers (LINKE) der Landtagsfraktion seiner Partei einige Instrumente der neuen wirtschaftspolitischen Strategie seines Ressorts vor.
Beabsichtigt ist Linksfraktionschefin Kerstin Kaiser zufolge, bei der Gewährung größerer Summen Bedingungen zu stellen. Die Unternehmer müssen soziale Standards einhalten, beispielsweise Tarifabschlüsse beachten und Mitbestimmung durch Betriebsräte zulassen. Auch die Ökologie soll eine Rolle spielen. Es muss nachhaltig gewirtschaftet werden.
Es gebe ein positives Echo von den Gewerkschaften, aber auch aus Unternehmerkreisen, berichtete der Parlamentarische Fraktionsgeschäftsführer Christian Görke. In der Fraktion seien die Darlegungen des Wirtschaftsministers auch auf Zustimmung gestoßen. Es habe allerdings eine kritische Nachfrage gegeben, warum die Bedingungen nicht auch für kleinere Firmen und bei geringeren Fördersummen gelten sollen. Görke erklärte, er betrachte den Strategiewechsel für größere Firmen und Beträge als Anfang. Später könne man das ausweiten.
Unter dem früheren Wirtschaftsminister Ulrich Junghanns (CDU) versuchte die Landesregierung, Investoren mit der Verheißung vergleichsweise niedriger Löhne anzulocken. Mit einer derartig fragwürdigen Werbung sei mittlerweile Schluss, erinnerte Linksfraktionschefin Kaiser. Das Bundesland soll kein Billiglohnland sein.
-
/ Wilfried Neiße, PotsdamBrandenburg ist KlassenbesterWirtschaftsminister Steinbach: Kein Bundesland ist weniger beschädigt durch die Coronakrise gekommen
-
/ Andreas Fritsche, PotsdamVom Dampfbacken zum ElektroofenDas Handwerk soll zum Klimaschutz beitragen: Die Bäckerei W. Braune investiert in moderne Technik und stellt auf Ökostrom um
-
/ Jörg StaudeGegossen wird vom BundEin Wachstum der Wirtschaft in den Bundesländern hängt nicht so sehr von Länderentscheidungen ab
Brandenburg werde es seinerseits nicht bei acht Euro bewenden lassen, versicherte Görke. Er stellte eine baldige Erhöhung des Mindestlohns in Aussicht. Man wolle gegenüber Berlin kein Gefälle, bestätigte er. Eine Kommission beschäftige sich mit dem Thema.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.