Keine fünf Jahre für einen Toten

Der nur auf Bewährung entlassenen Dortmunder Neonazi Sven Kahlin soll erneut an einem Überfall beteiligt sein

Auch im Westen der Republik grassiert gewalttätiger Rechtsextremismus. Etwa in Dortmund, wo am Wochenende offenbar ein wegen Totschlags vorbestrafter Schläger an einem Überfall auf zwei türkischstämmige Jungen beteiligt war. Dass der mutmaßliche Täter sich überhaupt auf freiem Fuß befand, ist ein Skandal.

Es ist eines jener Delikte, die nicht gezählt werden, wenn die offizielle Statistik von 46 Todesopfern rechtsextremer Gewalt seit 1990 spricht. Am 28. März 2005 erstach der Neonazi Sven Kahlin, damals 18, den Punk Thomas S. auf einem Dortmunder U-Bahnhof. Er provozierte zunächst verbal, um dem Opfer dann ein Messer in die Brust zu rammen, das er versteckt mitgeführt hatte. Thomas S. verblutete noch am Tatort.

Die rechte Szene war begeistert, verklebte Plakate: »Wer der Bewegung im Weg steht, muss mit den Konsequenzen leben«. Das Ergebnis der juristischen Aufarbeitung: Sieben Jahre Haft. Nach Jugendstrafrecht. Wegen Totschlags. Ohne politischen Hintergrund.

Nazis spotten über Milde

Die Strafe musste Kahlin nur zu zwei Dritteln absitzen. Im September 2010 wurde er vorzeitig entlassen, seine Reststrafe zur Bewährung ausgesetzt. Die Auflagen waren mild: Maßhalten beim Alkohol, einen sozialen Trainingskurs belegen, nach Arbeit suche...


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