Elite-Universität packt es nicht

Veruntreuungsvorwürfe gegen EBS Wiesbaden

  • Hans-Gerd Öfinger
  • Lesedauer: 3 Min.
Die Elite-Universität European Business School in Wiesbaden wird auch mit öffentlichen Mitteln finanziert. Nun prüft Hessens Landesrechnungshof, ob Steuergelder zweckentfremdet wurden.

Droht der European Business School (EBS) die Insolvenz? Auch in der Vorweihnachtszeit kommt die in Wiesbaden und im nahen Ostrich-Winkel ansässige Elitehochschule nicht aus den Schlagzeilen. So ließen jüngste Berichte in der Regionalpresse aufhorchen, wonach die Deutsche Post AG die Förderung der auf Managernachwuchs spezialisierten Bildungsstätte gestoppt habe. Die EBS könne die korrekte Verwendung von Stiftungsgeldern nicht garantieren, begründete der Post-Konzern die Zahlungseinstellung. Nachweise über eine korrekte Verwendung der bereits überwiesenen Gelder seien nicht eingegangen.

Studiengebühr 13 000 Euro

Seit Jahren hatte die Post einen Lehrstuhl an der EBS mit 250 000 Euro jährlich gefördert. Der Betrag wurde bislang jeweils in vier Raten überwiesen. Die zum 1. Oktober 2011 fällige Quartalszahlung von 62 500 Euro ist nun offensichtlich nicht mehr erfolgt. Inhaber des betroffenen Lehrstuhls war bisher der frühere EBS-Präsident Christopher Jahns. Er war Anfang 2011 in das Visier der Staatsanwaltschaft geraten, die ihm die Veruntreuung von 180 000 Euro vorwirft.

Für Spekulationen über eine drohende wirtschaftliche Schieflage der EBS hatten in den letzten Wochen auch Meldungen gesorgt, wonach längst nicht alle der angebotenen Studienplätze belegt seien. Nun halten hessische Oppositionspolitiker bereits eine Insolvenz der EBS für möglich. Sie berufen sich dabei auch auf die »Wirtschaftswoche«, wo unter Verweis auf EBS-Präsident Rolf Cremer von einer finanziellen Notlage der Hochschule die Rede war. Die Deutsche Post ist nur einer von etlichen Großkonzernen wie Springer, RWE oder Coca-Cola, welche die EBS bislang am Leben erhalten. Dementsprechend liest sich die Liste der im EBS-Stiftungsvorstand vertretenen Spitzenmanager wie ein Who is Who der Eliten der deutschen Wirtschaft.

Für EBS-Studierende fällt eine Studiengebühr in Höhe von 13 000 Euro jährlich an. Somit bleibt für Abiturienten aus den allermeisten Familien des Republik der Weg zur EBS mit ihren im Vergleich zu großen Massenuniversitäten hervorragenden Studienbedingungen versperrt.

Gleichzeitig aber hält das EBS-Management nach wie vor die Hand auf, wenn es um öffentliche Gelder geht. So finanzieren das Land Hessen und die Landeshauptstadt Wiesbaden das Projekt einer neuen juristischen Fakultät (Law School) in der Innenstadt mit rund 50 Millionen Euro. Mitglieder im Stiftungsvorstand sind der Wiesbadener Oberbürgermeister Helmut Müller (CDU) und der Vorsitzende der hessischen FDP-Landtagsfraktion, Florian Rentsch, was direkte Kontakte der EBS zu den Entscheidungsträgern der Politik garantiert.

Mittel zurückgefordert

Im Spätsommer hatte Hessens Wissenschaftsministerin Eva Kühne-Hörmann (CDU) nach monatelangem Druck der Oppositionsparteien allerdings von der EBS zweckentfremdete Mittel zurückgefordert. Nun überprüft der Landesrechnungshof die staatliche Förderpraxis zu Gunsten der EBS.

Eine Sprecherin der Wiesbadener Linksjugend ['solid] erklärte in diesem Zusammenhang: »Eine Politik, die Steuergelder zweckentfremdet, zudem keine Transparenz für Bürger über ihre Steuergelder schafft und zum Handlanger der Wirtschaft verkommt, widerspricht grundlegend dem demokratischen Verständnis und dem öffentlichen Bildungsauftrag.« Und: »Die 50 Millionen Euro fehlen den staatlichen Schulen und Hochschulen.«

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