Glühwein und teurer Lichterglanz

Stromfresser Weihnachtsmärkte versuchen umzurüsten

  • Sophia Weimer, dpa
  • Lesedauer: 3 Min.
Leuchtender Zauber zwischen Alexanderplatz und Jannowitzbrücke hat seinen Preis.
Leuchtender Zauber zwischen Alexanderplatz und Jannowitzbrücke hat seinen Preis.

Zwei bis drei Millionen Besucher der Berliner Weihnachtsmärkte wollen heiße Leckereien kaufen, Lichterglanz soll romantische Stimmung zaubern. Das kostet. Händler auf den Weihnachtsmärkten müssen tausende Euro allein für den Energieverbrauch aufbringen.

»Wir müssen den Strom per Kilowatt sehr sehr teuer bezahlen«, sagte Herbert Ulbrich. Er besitzt drei Weihnachtsmarkt-Buden für Kaiserschmarrn, Waffeln und Raclette auf dem Gendarmenmarkt. »Letztes Jahr hatten wir für die drei Stände insgesamt 8000 Euro an Stromkosten.«

Auch Peter Hartmann gibt an, dass er für jede seiner vier Glühweinbuden etwa 2000 Euro für den Strom bezahlt. »In den Ständen haben wir Durchlauferhitzer für den Glühwein, die sind am effektivsten, weil sie nur laufen, wenn sie gebraucht werden«, erläuterte Hartmann.

Ganz ähnlich geht es vielen anderen Standbetreibern, von der Crêpe-Herstellung bis zur ungarischen Spezialität: Während des gesamtem Marktes sammeln sich um die 2000 Euro Stromkosten an. Mit dieser Strommenge, die ein Stand verbraucht, könne man 15 000 Mal die Waschmaschine bei 60 Grad laufen lassen, erklärte Barbara Meifert, Sprecherin des Energieversorgers Vattenfall.

Auch unverzichtbar: Die Heizungen in den Ständen. Hartmann setzt in diesem Jahr in seinen Glühweinbuden erstmals auf Infrarotheizungen: »Die sind effektiver und direkter und damit auch sparsamer als die Gebläseheizungen. Das ist ja nur heiße Luft.«

In den drei Ständen von Ulbrich stehen hingegen Gasheizungen. »Eine Flasche kostet 18,50 Euro, während der Wochen hier auf dem Markt verbrauchen wir etwa 100 davon«, erzählte der Geschäftsmann. Das Gas benutze er aber nicht nur für die Heizungen, sondern zum Beispiel auch für den Raclette-Grill.

Und was wäre ein Weihnachtsmarkt ohne Lichter? Am großen Weihnachtsbaum auf dem Gendarmenmarkt leuchten in diesem Jahr laut Veranstalter 100 000 LED-Lampen. Doch nicht jeder mag die energiesparenden Leuchtdioden. »Die bringen nicht die Leuchtkraft, und das Licht sieht sehr künstlich aus, die sind eigentlich nicht für Marktstände geeignet«, sagte Oliver Preuss, der ebenfalls einen Stand auf dem Markt betreibt.

Im Käthe Wohlfahrt-Häuschen setzen die Verantwortlichen noch auf echte Glühbirnen. Stolze 800 Lichterketten verzieren den begehbaren Weihnachtsartikel-Stand. Was das kostet? »Puh, keine Ahnung, eine ganze Menge«, vermutete eine Mitarbeiterin.

Doch Glühbirnen sind die Ausnahme auf den Märkten in der Hauptstadt. »Wir haben fast komplett auf LED umgestellt«, sagte der Sprecher des Schaustellerverbandes, Christian Wagner. Das bringe zwar Ersparnis, aber natürlich komme trotzdem einiges an Stromkosten zusammen.

45 Euro spart eine Familie mit fünf Lichterketten im Haus, die sechs Wochen täglich etwa zehn Stunden leuchten, wenn sie LED statt Glühlampen einsetzt - das berechnete die Firma Osram. Allein im Käthe Wohlfahrt-Stand wäre das eine Ersparnis von 7200 Euro.

Eine Umrüstung würde auch Greenpeace unterstützen: »Es darf natürlich keine Energie vergeudet werden, dazu gehören neben einer Wärmedämmung auch Energiesparlampen«, sagte eine Sprecherin der Umweltschutzorganisation. Ein weiterer Vorteil: Die LED-Lampen sind nicht so kälteempfindlich und halten laut einer Osram-Sprecherin auch zweistellige Minustemperaturen aus

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.