Chor eines letzten Aufgebots
Feridun Zaimoglu blickt mit seinem Roman »Ruß« ins kalt gewordene Herz des Ruhrpotts
Als er mit dem Schreiben von Literatur begann, war er der zornige junge Mann. Er verstand die zornigen jungen Türken in Deutschland: Feridun Zaimoglu. Er hörte aus ihrer Sprache, dem deutsch-türkischen Slang die feindlichen Ober- und romantischen Untertöne heraus und protokollierte sie: »Den Fremdländer kannst du nimmer aus der Fresse wischen«. »Kanak Sprak« und »Koppstoff« hießen Mitte der 90er Jahre die ersten Bücher des 1964 in der Türkei geborenen und seit 1965 in Deutschland lebenden Zaimoglu.
Er zog seinen Wendekreis in dem 2004 erschienenen Band mit Geschichten »Zwölf Gramm Glück«. Die Auswahl der Prosa zeigt sich geteilt nach ihren Schauplätzen in Diesseits und Jenseits, Deutschland und Türkei. Von da an wollte er nicht mehr der Türke vom Dienst sein, sondern ein deutscher Schriftsteller aus Kiel. In den folgenden Romanen »Leyla«, »Liebesbrand« und »Hinterland« führte er den Leser sein romantisches Lebensprinzip vor.
Zai...
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