Zinnsuche in Sachsen
Lange Tradition des Abbaus könnte wieder aufleben
Gottesberg (AFP/nd). In Sachsen wird wieder nach Zinn gebohrt. Die Deutsche Rohstoff AG gab am Dienstag den offiziellen Startschuss für Erkundungsbohrungen in Gottesberg im Vogtland. Bereits Ende November hatte das Unternehmen mit Bohrungen im Erzgebirgsort Geyer begonnen. Die beiden Lagerstätten verfügen nach Schätzungen von Experten über insgesamt rund 180 000 Tonnen Zinn und wären damit das weltweit größte, noch unerschlossene Zinnvorkommen. Zinn wird seit Längerem auf dem Weltmarkt besonders stark nachgefragt, es gibt aber kaum neue Vorkommen.
Die Lagerstätten Gottesberg und Geyer wurden bereits zu DDR-Zeiten in den 70er und 80er Jahren intensiv erkundet. Von den neuen Untersuchungen erhoffen sich die Investoren nun weitere Erkenntnisse zu den Vorkommen. Insgesamt sind fünf Bohrgeräte parallel im Einsatz. Es wird bis 400 Meter in die Tiefe gebohrt. Wenn der Winter relativ mild bleibt, könnten die Bohrarbeiten schon zum Jahreswechsel abgeschlossen sein, wie ein Sprecher der Deutsche Rohstoff AG in Heidelberg sagte. Ursprünglich war ein Zeitraum bis Februar veranschlagt. Ob es tatsächlich zu einem Abbau von Zinn kommt, ist noch offen. Damit könnte demnach frühestens in drei bis vier Jahren begonnen werden.
Der Zinnbergbau hat in Sachsen eine lange Tradition. Das Bergwerk Altenberg im Osterzgebirge produzierte mit einigen Unterbrechungen von 1440 bis 1991 Zinn und war bei der Schließung die letzte aktive europäische Zinnmine. Vor allem wegen der stark gestiegenen Weltmarktpreise für Zinn scheint eine Wiederaufnahme des Abbaus in Deutschland wieder attraktiv.
Ein Großteil der Weltproduktion stammt derzeit aus China und Indonesien. Die Nachfrage nach Zinn vor allem bei der Produktion von Elektrogeräten sowie Blechen und Legierungen steigt aber. Die Entwicklung der beiden großen deutschen Zinnvorkommen Gottesberg und Geyer soll nun die im australischen Brisbane ansässige Tin International Limited vorantreiben. Die Deutsche Rohstoff AG in Heidelberg hält die Mehrheit der Anteile an dem Unternehmen.
Zinn ist nicht der einzige Rohstoff, der im Erzgebirge lagert. In der traditionsreichen Bergbauregion gibt es auch Vorkommen des für die Chip-Industrie wichtigen Metalls Indium sowie Zink, Silber, Kupfer, Blei und Wolfram.
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