Es gibt keine uninteressanten Menschen

Georg Stefan Troller, Journalist, Autor, Filmemacher, Weltbürger, wird 90

Georg Stefan Troller gehört zu den Pionieren des Dokumentarfilms im Westdeutschland der frühen Nachkriegszeit. Ab 1962 porträtierte er für den WDR im »Pariser Journal« Menschen aus der französischen Hauptstadt und berichtete über kulturelle und gesellschaftliche Entwicklungen in Frankreich. In den 1970er Jahren war er für das ZDF als Sonderkorrespondent aus Paris tätig. Mit dem Fernsehjournalisten und Dokumentarfilmer sprach unser Frankreich-Korrespondent Ralf Klingsieck.

Georg Stefan Troller in seiner Pariser Wohnung
Georg Stefan Troller in seiner Pariser Wohnung

nd: Sie haben einmal gesagt: »Erfolg kommt meist daher, dass man die eigenen Mängel überwinden will.« Sie sind sehr erfolgreich als Autor, Journalist und Filmemacher. Welche Mängel wollten sie überwinden?
Troller: Ich bin mit 17 Jahren, als Schüler, emigriert. Das bedeutete, seine Heimat, seine Familie, das geliebte Wien zu verlassen, von einem Tag auf den anderen. Emigration geht immer einher mit Identitätsverlust. Hinzu kam eine vielleicht angeborene Entfremdung. Ich brauche auch jetzt noch eine gewisse Überwindung, um an Leute heranzutreten, um herauszufinden, wer sie sind. Und siehe da, Leute reden leichter, besser, ausführlicher und gefühlter in ein Mikrofon oder in die Kamera als in das Gesicht eines anderen Menschen. Das ist sehr bezeichnend für unsere Zeit.

1939 emigrierten Sie über Paris nach Uruguay. Nach dem Zweiten Weltkrieg studierten Sie in den USA und kamen dann als Journalist nach Deutschland zurück. Zehn Jahre habe...



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