Bloß raus aus Darmstadt

Alice Schmidt und das Jahr 1956: Nachrichten aus einem Schriftstellerhaushalt

Am 16. Mai 1956 ist Arno Schmidt so genervt, dass er sich von seinem ungedruckten Roman »Das steinerne Herz« verabschieden will. Er werde sich, erklärt er seiner Frau, »nicht immerfort die Schnauze verbrennen«. Er wird das Buch einfach zerlegen, einen großen Teil in sein Projekt »Lilienthal« übernehmen, aus dem Rest »schöne Kurzgeschichten« machen. Alice schreibt ins Tagebuch: »Ich fassungslos: zerlegen?« Sie kann es nicht glauben: »Aber dein ganzes wunderbares Steinernes Herz … Nein, das geht einfach nicht.«

Aber Arno Schmidt schiebt alle Einwände beiseite. Er hat nach dem Brief seines Verlegers Ernst Krawehl, fünf enge Schreibmaschinenseiten, die Nase voll. Krawehl, Mitinhaber des Stahlberg-Verlages, dringt auf weitere Änderungen. Das geht schon seit Monaten so. Es reiche, hat er erst im Januar erklärt, wenn der Name Adenauer im Buch ein einziges Mal vorkomme. Jetzt beruft er sich auf seinen Anwalt und verlangt, dass »keinerlei N...


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