Geteilte Erinnerung an den Kriegszustand

Trotz Jaruzelskis Reuebekenntnissen und Walesas Vergebungsaufruf: Polens Rechte beharrt auch nach 30 Jahren auf Verdammung

  • Julian Bartosz, Wroclaw
  • Lesedauer: ca. 2.5 Min.

Am 13. Dezember 1981 verkündete Wojciech Jaruzelski, damals Erster Sekretär des ZK der Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei und Ministerpräsident der Volksrepublik Polen, in einer Fernsehansprache die Verhängung des Kriegszustands. Nur so sei Polen vor einer Katastrophe zu retten.

Mit dem »Kriegszustand« (einen Ausnahmezustand gab es in der Verfassung nicht) übernahm ein Militärrat zur Rettung der Nation die Regierungsgewalt. Funktionäre der »Solidarnosc«-Bewegung, die für den 17. Dezember zu neuerlichen Massendemonstrationen aufgerufen hatte, wurden interniert. Bis heute spaltet sich die polnische Gesellschaft politisch und psychologisch an der Antwort auf eine Frage: War es damals richtig und notwendig, um eine sowjetische Intervention zu verhindern, das anhaltende Chaos durch den Einsatz eigener bewaffneter Kräfte zu beenden?

Ungeachtet der »Reich-des-Bösen-Politik« des damaligen USA-Präsidenten Ronald Reagan einerseits und der geriatrisch verknöcherten Moskauer Führung auf der anderen Seite verzichten viele Historiker des »Solidarnosc«-Lagers nicht auf ihre These, eine sowjetische Intervention habe überhaupt nicht gedroht. Sie argumentieren, etliche hohe sowjetische Militärs und Politiker behaupteten, in...


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