Kohlendioxid nicht aus CCS-Projekt?

Neue Untersuchung zu CO2-Leck in Kanada

  • Hanno Böck
  • Lesedauer: 2 Min.
Eine Untersuchung der kanadischen Organisation IPAC-CO2 hält es für ausgeschlossen, dass die Kohlendioxid-Austritte auf einer Farm in der kanadischen Provinz Saskatchewan mit einem nahe gelegenen Projekt zur unterirdischen CO2-Verpressung zusammenhängen. Die Ergebnisse wurden am Montag vorgestellt.

Im Januar 2011 berichteten Cameron und Jane Kerr öffentlich von rätselhaften Vorkommnissen auf ihrer Farm: Aus Teichen trat Gas aus und eine ungewöhnlich große Zahl an Tieren verendete. Eine von den Kerrs in Auftrag gegebene Studie sah die Ursache in einem Projekt des Konzerns Cenovus, der Kohlendioxid in ein Ölfeld verpresst, um die Ausbeute zu erhöhen. Dem widersprechen nun die Untersuchungen des Forschungszentrums IPAC-CO2. »Die Untersuchung der Kohlenstoffisotope zeigt deutlich und konsistent, dass das Kohlendioxid auf dem Kerr-Grundstück biologischen Ursprungs ist und nicht das Resultat von Lecks der Kohlendioxid-Speicherung«, erklärte Studienleiterin Katherine Romanak von der Universität Austin/Texas.

Die Familie Kerr beobachtete die Vorkommnisse bereits seit 2005 - ein Jahr zuvor war die Verpressung von CO2 im Weyburn-Ölfeld begonnen worden. »Cenovus und das Energieministerium in Saskatchewan haben es in den vergangenen sechs Jahren versäumt, die Berichte der Kerrs zu untersuchen«, erklärte Barry Robinson von der Umweltorganisation Ecojustice, die den Fall an die Öffentlichkeit brachte. Ecojustice sieht es als Erfolg an, dass nun endlich eine Untersuchung stattgefunden hat, will die Ergebnisse indes erst nach einer genaueren Sichtung kommentieren.

Tatsächlich gab es bisher keine Untersuchung durch eine unparteiische Stelle. Cenovus ließ selbst eine Studie durchführen, die zum gewünschten Ergebnis kam. Und IPAC-CO2 ist eine maßgeblich von der Ölindustrie finanzierte Organisation, die für den Einsatz der sogenannten CCS-Technologie Lobbyarbeit macht.

Bei dem Projekt in Saskatchewan wird Kohlendioxid in das Weyburn-Ölfeld gepresst, um die Ausbeute an Öl zu erhöhen. Das CO2 stammt aus einer Kohlevergasungsanlage im Norden der USA und wird durch eine 240 Kilometer lange Pipeline nach Weyburn transportiert. Die Methode soll auch helfen, Treibhausgasemissionen zu vermeiden. Insgesamt bleibt die Klimabilanz trotzdem negativ: Das zusätzlich geförderte Öl generiert bei seiner späteren Verbrennung mehr CO2, als durch die Verpressung vermieden wird.

Viele Staaten setzen auf die unterirdische Verpressung des Klimagases. Auf dem UN-Gipfel in Durban wurde gar beschlossen, CCS-Projekte als Klimaschutzmaßnahme anzuerkennen. Auch in Brandenburg waren solche Vorhaben geplant, doch gab der Energiekonzern Vattenfall kürzlich bekannt, diese vorerst nicht zu verwirklichen. Die Feststellung eines Lecks in Saskatchewan wäre wohl der GAU der CCS-Technologie - Sinn und Zweck ist es ja, dass das Kohlendioxid dauerhaft im Erdboden verbleibt und nicht in die Atmosphäre gelangt.

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