Geschichte eines Parasiten

»Der talentierte Mr. Ripley« in der Berliner Schaubühne

Wer hätte gedacht, dass aus einem verstaubten Kriminalroman ein so frisches schauspielerisches Kabinettstückchen erwachsen könnte? Außer Jan-Christoph Gockel zunächst wohl niemand. Aber obwohl der Regisseur auch bei dieser Inszenierung an einer Vorliebe für Interieur aus den 50er Jahren festhält und Patricia Highsmiths Vorlage in groben Zügen folgt, entsteht ein sehr heutiger und ausgesprochen intensiver Abend.

Dies ist vor allem das Verdienst von David Ruland. Der mittelgroße und trotz jungen Jahren schon etwas beleibte Mime geht in der Rolle des Durchschnittsmenschen und (vermeintlichen) Komplettversagers Tom Ripley regelrecht auf. Erst zieht er im grauen Anzug das Publikum verschwörerisch in seine Mittelmäßigkeit hinein. Er verweist auf sein nichtssagendes Antlitz, erzählt von gescheiterten Ausbruchsversuchen aus einem vorgezeichnet scheinenden Leben. Als Schauspielschüler winkte ihm kein Glück, als Bananenfrachterleichtmatrose eb...


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