»Henker«-Vermieter auf die Pelle gerückt
Antifa-Aktivisten übergaben Preis aus Protest gegen Neonazi-Kneipe
In ungewohntem Outfit aber mit einer klaren Botschaft protestierten am Donnerstag Mitglieder antifaschistischer Gruppen gegen die in Schönweide ansässige Gaststätte »Zum Henker«. Sie fordern die sofortige Schließung des überregional als Neonazi-Treffpunkt bekannte Kneipe. Als Ort für ihren Protest wählten das Büro der »F&M Mietgesellschaft mbh« am Kreuzberger Ende der Friedrichstraße. Das Unternehmen soll nach Informationen der Antifaschisten die Lokalität in der Brückenstraße seit 2009 an den vorbestraften britischen Neonazi Paul B. vermieten. Seit seinem Bestehen hat der »Henker« sich zu einem der wichtigsten Stütze in der Infrastruktur der neonazistischen Szene in Berlin entwickelt.
Gekleidet in Anzug und Wintermantel suchte eine kleine Delegation das Büro auf. Sie versuchten dort dem für die Immobilie in zuständigen Mitarbeiter eine wenig schmeichelhafte Auszeichnung zu überreichen. Mit einem goldenen Kothaufen sollte die »effektive Unterstützung der Berliner Neonaziszene« hervorgehoben. Parallel verteilten weitere Antifa-Aktivisten Flyer an Passanten und an Anwohner. Zur Übergabe des Preises kam es indes nicht, der zuständige Mitarbeiter hatte sie nicht angehört, stattdessen äußerst aggressiv reagiert und sie körperlich bedrängt. Auf einem Transparent forderten sie noch einmal, die Kneipe »Zum Henker« dicht zu machen. »Es ist völlig unverständlich, weshalb die Kneipe weiter besteht«, begründet Kim Schmidt, Pressesprecherin des Antifa-Bündnisses »Nazis auf die Pelle rücken«, die Aktion. Udo Schulze von der »F&M Mietgesellschaft« widerspricht gegenüber »nd« der Darstellung der Antifa. Er sei mit der Vermietung der rechtsextremen Szenekneipe nicht befasst. Er verwies an die Eigentümergesellschaft »ZBI«. Eine rechtliche Handhabe für eine Kundgebung gebe es ohnehin nicht, ansonsten könnten auch Neonazis die Schließung von Parteibüros der LINKEN fordern, so Schulze.
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