Zehntausendfacher Missbrauch

Katholische Kirche in Niederlanden am Pranger

  • Lesedauer: 2 Min.
In den Niederlanden hat eine Untersuchungskommission Zehntausende Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche aus den vergangen sechs Jahrzehnten ans Licht gebracht.

Den Haag (AFP/nd). »Mehrere zehntausend Minderjährige« seien zwischen 1945 und 2010 in katholischen Einrichtungen missbraucht worden, teilte die Kommission am Freitag mit. Sie warf der katholischen Kirche vor, lange Zeit die Augen vor der Gewalt verschlossen zu haben.

Die Kinder seien »leichtem, schwerem und sehr schwerem« Missbrauch ausgesetzt gewesen, heißt es im Abschlussbericht der Kommission, die gut ein Jahr lang Missbrauchsvorwürfen in der katholischen Kirche in den Niederlanden nachging. Auf Grundlage von Personenbeschreibungen seien 800 Täter identifiziert worden. Von ihnen seien mindestens 105 noch am Leben. Einige stünden weiterhin im Dienst der Kirche, erklärte die Kommission.

»Die Problematik des sexuellen Missbrauchs war innerhalb der Orden und Bistümer der niederländischen katholischen Kirche bekannt, aber es wurden keine adäquaten Schritte unternommen«, kritisierte die Kommission. Das jahrelange Schweigen der Geistlichen sei aber mit dem bis in die 1960er Jahre währenden Tabu der Sexualität in der Öffentlichkeit sowie einer Kultur der »Verschlossenheit« innerhalb der katholischen Kirche zu begründen.

Den Zölibat von Priestern stuften die Kommissionsmitglieder nicht als »entscheidenden« Faktor für einen Missbrauch ein. Es stelle jedoch »ein Risiko« dar.

Die katholische Kirche ist in den vergangenen Jahren weltweit durch zahlreiche Missbrauchsskandale erschüttert worden, auch in Deutschland. In den Niederlanden hatten die dortige Bischofskonferenz sowie die Konferenz der religiösen Einrichtungen des Landes im März 2010 eine unabhängige Untersuchung versprochen.

- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -