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Die Russen sind gekommen
Integrationsbeauftragte Karin Weiss wechselt nach Mainz und zieht Bilanz
Zu ihren Verdiensten gehört es, Zuwanderung als Chance und nicht als Belastung in die öffentliche Diskussion eingebracht zu haben. Weiss hat anhand der amtlichen Statistik nachgewiesen, dass Zuwandererkinder in der Mark oft bessere schulische Leistungen haben als deutsche Kinder. »Viele Zugewanderte haben eine hohe Qualifikation und können mit ihrer Arbeit oder auch als Selbstständige zur Entwicklung des Landes beitragen«, erklärt die Mutter eines erwachsenen Sohnes.
Als eine der ersten bundesweit warb Weiss um eine bessere Anerkennung von im Ausland erworbenen beruflichen Abschlüssen. In Brandenburg liefen dazu Pilotprojekte, wo zugewanderte Ärzte, Krankenschwestern, Sozialarbeiter und Kraftfahrer die deutsche Fachsprache und das deutsche Recht ihres Metiers erlernten, um einen in Deutschland anerkannten Abschluss zu haben. So eine Nachqualifikation bot den Betroffenen nicht nur den Zugang zum Arbeitsmarkt. Sie war auch eine sehr preiswerte Qualifikation, weil die Menschen Fachkenntnisse bereits mitgebracht hatten.
In Brandenburg leben 130 000 Menschen mit Migrationshintergrund. Nur 50 000 von ihnen haben keinen deutschen Pass. Der Löwenanteil der Migranten mit deutschem Pass sind russlanddeutsche Spätaussiedler. Doch deren Zuwanderung sei jetzt weitgehend abgeschlossen, erklärte Weiss am Dienstag. »Die Zuwanderung hat sich während meiner Amtszeit geändert, und die Politik musste darauf reagieren«, sagte sie. »Es kommen mehr EU-Bürger neu nach Brandenburg und mehr Migranten, die aus anderen Bundesländern umziehen.« Diese Menschen kommen vor allem aus den osteuropäischen EU-Staaten und sie lassen sich nicht nur im deutsch-polnischen Grenzland nieder. Weitere Zuwanderer kommen Weiss zufolge durch Familiennachzug zu alteingesessenen Brandenburgern oder als Studenten.
Die Zahl der jährlich in Brandenburg eintreffenden Flüchtlinge habe sich in den letzten fünf Jahren etwa verdoppelt und liege jetzt bei rund 1000 pro Jahr. »Das liegt an den großen Krisenherden der Welt wie Afghanistan, Iran und Irak.«
Mehr Fortschritte hätte sich Weiss bei der interkulturellen Öffnung der Gesellschaft gewünscht. »Da wird von Behörden und Firmen oft abgeblockt mit Blick auf die geringe Ausländerzahl.« Doch Weiss meint, interkulturelle Bildung sei in jedem Fall wichtig, »auch für Brandenburger, die einmal in Berlin arbeiten wollen«. Es gebe auch Erfolge: Ihre Behörde habe Fortbildungen für Polizeibeamte oder Landratsämter angeboten, die angenommen wurden. »Wir müssen auch Wissen über verschiedene Religionen vermitteln«, sagt Weiss. »Die russisch-orthodoxe Kirche im Land wächst und wächst, in Brandenburg leben Buddhisten und Juden. Viele Menschen verletzen aus Unwissenheit heraus deren religiöse Gefühle. Da steckt oft gar keine böse Absicht dahinter.«
Sozialminister Günter Baaske (SPD) bedauert den Weggang von Karin Weiss. »Sie hat das Thema Integration mit großem Engagement vorangebracht.« Ihre Stelle werde ab Januar zunächst vertreten.
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