Hohler Kern
»Abendland« von Nikolaus Geyrhalter
Abendland, das ist ein zweideutiger Filmtitel. Einerseits bezeichnet er die Selbstbezeichnung, mit der Europa sich vom anderen, vom Morgenland, abgrenzte. Andererseits liefert der Begriff eine schlichte Beschreibung der Tageszeit und Lichtverhältnisse. Denn »Abendland« spielt am Abend, in der Nacht. Und er beginnt, das hat er mit anderen deutschen und österreichischen Dokumentarfilmen der letzten Jahre gemeinsam, an einer Grenze, in einem Überwachungsposten.
Wer nachts nicht schläft in Europa, dessen Arbeit kann wohl nicht bis zum Tagesanbruch warten. Das gilt für die Grenzschützer an den östlichen und südlichen Grenzen und für die deutschen Polizeiausbilder, die nachts diverse Ernstfälle proben. Für den britischen Nachrichtenregisseur, der Filmbeiträge über den Umgang mit minderjährigen Immigranten zwischen zwei gesprochene Nachrichten einspielt, und für die Teams an den Londoner Überwachungskameras, die Dunkelhäutige zumindest h...
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