Täglich verschwinden Menschen

In Mexiko ist der Staat in die Kultur der Gewalt maßgeblich verstrickt

Seit der mexikanische Präsident Felipe Calderón 2006 begann, die Drogenkartelle mit Soldaten und Paramilitärs zu bekämpfen, ist in Mexiko ein brutaler Krieg ausgebrochen, in dem fast 50 000 Menschen umgebracht wurden. Astrid Schäfers sprach für »nd« mit dem Journalisten und Experten auf dem Gebiet des organisierten Verbrechens José Reveles und der Menschenrechtlerin Martha Durán de Huerta über die Hintergründe des Terrors in Mexiko.

José Reveles und Martha Durán de Huerta
José Reveles und Martha Durán de Huerta

nd: Wie erklären sie die massive Zunahme an Verschwundenen in Mexiko, die nichts mit dem Drogenkrieg zu tun haben?

Reveles: Seit ein paar Jahren verschwinden täglich wahllos Menschen in Mexiko, Bürger, Arbeiter. Es werden Entführungen durchgeführt, um Lösegeld zu erpressen. Aber neuerdings handelt es sich häufig um Entführungen, bei denen kein eindeutiges Motiv erkennbar ist. Ich kann aus dem Gedächtnis mindestens zwanzig solcher Fälle aufzählen. Da sind Farbenverkäufer aus Mexiko-Stadt im Norden des Landes verschwunden oder neun Telefontechniker aus Senaloa. Sie waren auf Montage in Nuevo Laredo und wurden entführt, als sie schliefen.

Laut der Regierung entführen kriminelle Banden ihre Feinde. Oder es handelt sich um unschuldige Opfer, die auf Drogentransportwegen reisen, auf denen es sehr viel Gewalt gibt. Aber wir müssen auch annehmen, dass die Regierung über paramilitärische Gruppen eine Art soziale Reinigung vornimmt. Die Z...


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