Baumdenkmal ersetzt Kunstgiebel
Ein wenig Garten Eden zwischen Hochhäusern am Anton-Saefkow-Platz
An diesem kalten Dezembertag fegt ein eisiger Wind über den Anton-Saefkow-Platz in Lichtenberg. Meister Wilfried Hann und Mitarbeiter haben alle Hände voll zu tun, die am mobilen Kran schwebende 700 Kilo schwere Bronzeskulptur präzise auf den Sockel zu hieven.
Leichter gesagt als getan. Stunden braucht es, bis die 3,50 Meter hohe Plastik unmittelbar vor der Bibliothek ihren Platz einnehmen kann. Die Zuschauer bleiben nicht aus. »Was ist denn das?«, rätselt ein Paar. »Sicher ist das der Baum der Erkenntnis«, vermutet eine Frau.
So falsch liegt sie damit nicht, wie eine Tafel auf der Rückseite des Pyramidenstumpfs Aufschluss gibt. »Baumdenkmal« ist in großen Lettern eingestanzt. Darüber mahnt ein Spruch des französischen Schriftstellers Antoine de Saint-Exupéry (»Der kleine Prinz«): »Der Friede ist ein Baum, der eines langen Wachstums bedarf.«
Bildhauer Michael Klein hat fast zwei Jahre an der figürlichen Umsetzung seines Entwurfes gearbeitet. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Die Wurzeln des wuchtigen Stammes reichen tief ins Erdreich. Ebenso imposant stellt sich die einem Garten Eden gleichende Krone dar. Im Geäst, das der Künstler symbolisch in den Himmel wachsen lässt, haben sich Amsel, Bussard und die für Weisheit und Naturschutz stehende Eule einträchtig versammelt. Auch die Schlange hat ihren gebührenden Platz.
Nichts scheint den Frieden dieser bunten Gesellschaft zu stören. Der Künstler will damit gleichsam eine Lanze für den sorgsameren Umgang mit der Natur brechen.
Christa und Jürgen Jost, die seit Jahrzehnten hier wohnen, finden die Idee gelungen. »Kunst und Kultur gehören in unseren Kiez«, sagen sie und sind überzeugt, dass der Anton-Saefkow-Platz durch das Kunstwerk an Bedeutung gewinnen werde. Veranlasse es doch diesen und jenen zum Innehalten. Rund 30 000 Euro ließ sich die Wohnungsbaugesellschaft Howoge das Baumdenkmal kosten. Nicht von ungefähr hat die von Meister Hann aus Altlandsberg in Bronze gegossene Skulptur vor der unlängst preisgekrönten Bibliothek des Jahres ihren Platz. Mit der Sanierung des Gebäudes war das einstige mit Klinkern gestaltete Baummotiv am Giebel verschwunden.
»So entstand die Idee, es symbolisch durch eine Skulptur zu ersetzen«, erzählt der Bildhauer, der zahlreiche Kunstwerke wie »Bettina und Achim v. Arnim«, die Stele zum Gedenken der Zwangsarbeiter auf dem Parkfriedhof in Marzahn oder den Fischerbrunnen vor dem Strandbad Wandlitz schuf.
Seine jüngste Arbeit »Hans Fallada« wird im kommenden Juni anlässlich der Fallada-Tage vor dem Neuenhagener Rathaus enthüllt werden. Mit der lebensgroßen Bronzestatue will die Gemeinde an den berühmten Schriftsteller, der von 1932 bis 1933 in Neuenhagen lebte, erinnern. Während dieser Zeit entstand einer seiner bekanntesten Romane »Kleiner Mann - was nun?«.
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