Großfeuer im Bethanien

Nach mutmaßlicher Brandstiftung erleiden mehrere Menschen teils schwere Verletzungen

  • Sophia Weimer, dpa
  • Lesedauer: 3 Min.

Möglicherweise durch Brandstiftung sind auf dem Gelände des Künstlerhauses Bethanien in Berlin zwölf Menschen verletzt worden. Aus dem Wohnhaus neben dem Kreuzberger Kulturzentrum wurden am ersten Weihnachtstag 26 Menschen vor den Flammen gerettet, wie die Berliner Feuerwehr mitteilte. Zwei Männer seien in Panik aus dem Fenster des ersten Stocks gesprungen. Sie erlitten dabei schwere Verletzungen, darunter mehrere Knochenbrüche, wie ein Sprecher der Feuerwehr sagte. Zehn Menschen wurden mit Rauchgasvergiftungen in Krankenhäuser gebracht.

Als die Einsatzkräfte gegen 6.55 Uhr an dem in der linken Szene bekannten Georg-von-Rauch-Haus eintrafen, erwarteten sie chaotische Zustände. Menschen liefen nach Berichten von Rettern panisch vor dem Gebäude umher, andere standen an den Fenstern und riefen um Hilfe. Der starke Rauch hatte sich über die ganzen vier Etagen des Hauses verteilt. Es war zunächst nicht ersichtlich, ob und wie viele Menschen in ernster Gefahr waren, wie ein Helfer berichtete. Zum Zeitpunkt des Brandes waren nach Feuerwehrangaben auch Kinder in dem Gebäude. 120 Feuerwehrleute waren im Einsatz.

»Wir mussten die Menschen, die noch im Haus waren, teilweise über Leitern und Drehleitern retten«, sagte ein Sprecher der Feuerwehr. Andere seien durch das Treppenhaus aus dem Gebäude geholt worden. Auch Sprungpolster wurden vorsorglich aufgebaut. Darüber musste sich aber niemand retten. Etliche Bewohner und Gäste einer Party hatten das Georg-von-Rauch-Haus schon verlassen, bevor die Einsatzkräfte am Unglücksort waren.

Das Feuer hatte an zwei Stellen, im Keller und im Treppenhaus, begonnen. Das deutet auf eine mögliche Brandstiftung hin. Es sei ungewöhnlich, dass ein Feuer an mehreren Stellen zeitgleich ausbreche, sagte der Feuerwehrsprecher. »Brandherde waren Gerümpel im Keller und eine Matratze im Treppenhaus.«

Vor dem Unglück hatten die Bewohner im Keller gefeiert. Deshalb waren vermutlich auch viele Gäste im Haus. Wie viele Menschen genau sich im Gebäude aufhielten, konnten Polizei und Feuerwehr nicht sagen. Der Brand war nach etwa zwei Stunden, gegen 8.50 Uhr, unter Kontrolle. Am Mittag übernahm die Kriminalpolizei die Spurensicherung. Die Beamten prüfen die Brandreste und schauen, ob Brandbeschleuniger zu finden sind.

Nach dem Unglück versammelten sich Einwohner vor dem alternativen Wohnhaus. Sie wurden von der Feuerwehr mit Decken gegen die Kälte versorgt. Nach Angaben der Einsatzleitung ist die Bausubstanz des mehr als 160 Jahre alten, massiven Gebäudes in Ordnung.

Dennoch gibt es erhebliche Schäden. Fenster zersprangen. Die elektrischen Leitungen seien zerstört und auch in den Wohnungen selbst sei großer Schaden entstanden, hieß es. Trotzdem kehrten einige Bewohner gegen 11 Uhr in das Haus zurück. Einsturzgefahr soll nicht bestehen.

Das alternative Wohnhaus steht auf historischem Gelände. Früher war es ein Schwesternwohnheim. In dem benachbarten Krankenhaus arbeitete einst der Schriftsteller Theodor Fontane (1819-1898) als Apotheker. Der geplante Abriss und eine Neubebauung mit Sozialwohnungen in den 1970er Jahren wurde durch eine Besetzung verhindert. Der Sänger Rio Reiser und seine Band »Ton Steine Scherben« verewigten die Aktion mit dem »Rauch-Haus-Song«. Heute gibt es in der ehemaligen Klinik Ausstellungsräume und ein Restaurant.

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