Testfelder im Müggelsee
Kampfmittelsuche auf Berlins größtem Gewässer geht weiter
»Nachdem in den vergangenen Jahren die Verdachtsflächen, welche eine unmittelbare Gefährdung darstellten, geräumt wurden, erfolgt im Jahr 2012 die Vorbereitung der Räumung weiterer Flächen.« Das teilte Sven Geisler vom Wasser- und Schifffahrtsamt Berlin »nd« zum Stand der Kampfmittelberäumung auf dem Müggelsee mit. Anhand so genannter Testfelder soll erkundet werden, wo noch weitere Munition in größeren Wassertiefen vorhanden ist, und wie deren Zustand ist. Dazu würden alle bisher sondierten Anomalien mit Kampfmittelverdacht zusammengestellt und im Rahmen einer Ausschreibung geeignete Fachunternehmen mit der Räumung beauftragt.
Das Wasser- und Schifffahrtsamt geht davon aus, dass 95 Prozent der magnetischen Anomalien auf Berlins größtem See auf Schrott zurückzuführen sind und nur fünf Prozent Kampfmittel darstellen. Nachdem bis 2006 / 2007 besonders gefährdete Bereiche des Sees kontrolliert und beräumt wurden, soll mit der Einrichtung der Testfelder jetzt geklärt werden, »wo weitere belastete Flächen sind, wo könnte man etwas finden, wo müsste man etwas machen«, betont Sven Geisler.
Bei einer Sondierung sei es schwer, zwischen Schrottmetall und Kampfmittelmetall zu unterscheiden. Für eine gute Sicht dafür brauche man kaltes Wasser. Deshalb komme der Sommer auch wegen der vielen Aufwirbelungen durch den professionellen Schiffsverkehr (durch den Müggelsee führt eine Bundesschifffahrtsstraße) und Freizeitsportler für diese Suche weniger in Frage.
Das hohe Munitionsaufkommen im Müggelsee - bereits 1951 waren bei einer ersten Suche fast 30 000 Tonnen Munition geborgen worden - ist eine Hinterlassenschaft des Zweiten Weltkrieges. Die sowjetischen Streitkräfte sollen erbeutete Munition der Nazi-Wehrmacht massenweise in den See abgekippt haben. Aber auch anglo-amerikanische Bomber haben oft ihre tödliche Fracht über dem See abgeladen, wenn sie wegen starken Abwehrfeuers nicht bis in ihre Zielgebiete in der Stadt vordringen konnten.
Auf das Höchste alarmiert waren die zuständigen Stellen, als Mitglieder eines Adlershofer Taucherklubs Mitte 2004 insgesamt 15 Bomben im See gesichtet hatten, davon einige auf einem Areal direkt vor dem Strandbad Rahnsdorf in nicht einmal drei Metern Tiefe. Daraufhin wurde der Beschluss gefasst, auch die Ostberliner Gewässer, ähnlich wie in den 60er und 70er Jahren im Westteil der Stadt, systematisch nach Weltkriegsmunition zu durchsuchen. Das geht im neuen Jahr weiter.
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